In Deutschland arbeiten häufig Frauen in Teilzeit, damit sich Beruf und Familie vereinbaren lassen. © IMAGO
München – Berufstätige wollen offenbar immer weniger arbeiten: Wie aus einer gestern veröffentlichten YouGov-Umfrage im Auftrag des Versicherers HDI hervorgeht, wünschen sich inzwischen 53 Prozent der Beschäftigten, ihre Arbeitszeit zu reduzieren. Damit ist die Zahl derer weiter angestiegen, die sich eine Teilzeitbeschäftigung vorstellen können. Noch vor einem Jahr hielten noch 51 Prozent der Vollzeitbeschäftigten einen Teilzeitjob für denkbar, 2023 waren es 49 Prozent und im Jahr 2022 noch 48 Prozent. Laut den Umfrageergebnissen sind es insbesondere junge Menschen, die gerne in Teilzeit arbeiten würden: Bei den unter 40-Jährigen waren es 57 Prozent, bei den über 40-Jährigen 49 Prozent.
Gleichzeitig gibt es offenbar auch immer mehr Menschen, die sich ihren Wunsch nach Teilzeit auch erfüllen: Anfang September veröffentlichte das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) neue Zahlen, demnach hat die Teilzeitquote – der Anteil der Teilzeitbeschäftigten an der Gesamtzahl der Beschäftigten – im zweiten Quartal dieses Jahres erstmals die 40-Prozent-Marke überschritten. Die Forscher registrierten eine Teilzeitquote von 40,1 Prozent, sie war damit um 0,5 Prozentpunkte höher als ein Jahr zuvor, 17 Millionen Beschäftigte arbeiteten in Teilzeit.
Woher kommt der Wunsch, die Arbeitszeit zu reduzieren? „Die Gründe, in Teilzeit zu arbeiten, sind nach Geschlecht sehr unterschiedlich“, sagte IAB-Forscherin Susanne Wanger im Gespräch im unserer Zeitung. „Frauen arbeiten häufig in Teilzeit, um die Betreuung von Kindern oder von Pflegebedürftigen zu gewährleisten.“ Bei Männern seien es vor allem viele jüngere und viele ältere Männer, die in Teilzeit arbeiteten. „Bei den Jüngeren hängt das oft mit einer Ausbildung, Weiterbildung oder einem Studium zusammen, bei Älteren sind es oft gesundheitliche Gründe, weswegen weniger gearbeitet wird.“
Dass in Umfragen, wie gestern in der HDI-Umfrage, viele Menschen den Wunsch nach einer Teilzeit-Beschäftigung äußern, überrascht Arbeitsmarktexpertin Wanger nicht. „Die interessantere Frage ist, ob die Beschäftigten auch bereit sind, die damit verbundenen Einkommenseinbußen in Kauf zu nehmen – denn das wird in einigen Umfragen nicht berücksichtigt, sonst würden weniger Befragte einen Wunsch nach Teilzeit rückmelden.“
Konkret hatte Yougov die Frage gestellt: „Würden Sie in Teilzeit arbeiten, wenn es ein Angebot dazu für Sie geben würde?“ Insgesamt 3739 Berufstätige hatte das Umfrageinstitut nach eigenen Angaben befragt, die Erhebung war demnach repräsentativ.