Bahn-Kandidat Rompf lehnt ab

von Redaktion

Für das Bahn-Netz muss jetzt erneut ein Chef oder eine Chefin gefunden werden. © Fuessmann/Imago

Berlin – Der frühere Bahn-Manager Dirk Rompf wird doch nicht Chef der Konzern-Infrastruktursparte DB InfraGo. Nach heftiger Kritik insbesondere der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG an dem von Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) geplanten Wechsel an der Spitze des Unternehmens hat Rompf seinen Verzicht auf den Posten erklärt. Die Personalie hatte in den vergangenen Tagen für Irritationen in der gesamten Bahn-Branche gesorgt – viele konnten dem Vorgehen des Ministers nicht viel abgewinnen. Rompf selbst erklärte, weder aus seiner bisherigen Zeit bei der DB AG noch in seiner aktuellen Position habe er sich etwas vorzuwerfen.

Schnieder hatte am Montag Evelyn Palla, Leiterin der Regio-Sparte, als neue Bahn-Chefin und Rompf als neuen Chef der InfraGo vorgeschlagen. Noch während der Vorstellung der Personalie in Berlin hatte die EVG Widerstand gegen Rompf angekündigt. Der Weg nach vorne könne nicht durch die Vergangenheit führen, betonte EVG-Chef Martin Burkert angesichts der Konzernvergangenheit Rompfs mehrfach. Auch bei der SPD wurde dem Vernehmen nach Kritik daran laut, dass Schnieder die Personalie Rompf vorher nicht innerhalb der Bundesregierung abgestimmt hatte.

Rompf war bereits von 2014 bis 2019 Mitglied im Vorstand der Bahn-Infrastruktursparte, die damals noch DB Netz hieß. Damals war er unter anderem für die Netzplanung sowie Großprojekte zuständig. In seinem Verantwortungsbereich lagen auch Projekte wie Stuttgart 21 und die zweite Münchner Stammstrecke. Beide Projekte sind bis heute nicht fertig und werden um mehrere Milliarden Euro teurer als ursprünglich geplant.

Nach Rompfs Rückzug bleibt nun Philipp Nagl Chef der DB InfraGo. Der Österreicher hat in der Belegschaft ein gutes „Standing“, ist sogar beliebt, was man nicht von vielen DB-Führungskräften sagen kann. Sachverstand spricht ihm jedenfalls niemand ab. Von Zeit zu Zeit postet Nagl auch Beiträge auf „drehscheibe.de“, einem Fachforum für Bahnfans.

Zuletzt stellte er dort Mitte September Fotos und Text zu neu installierten Ausfahr- und Vorsignalen auf der Strecke Rosenheim-Kufstein rein. „Schöne Leistung meiner Kolleginnen und Kollegen, alles pünktlich und wie vorgesehen geliefert!“, schrieb er dazu. Die neuen Signale sind sicher interessant für Insider – aber der Beitrag zeigt auch ein bisschen das Problem Nagls: Er ist ein Mikromanager, würde sich am liebsten um jede Weiche selbst kümmern. Rompf wäre das glatte Gegenteil gewesen, ein Stratege fürs große Ganze, der am liebsten vom Schreibtisch aus regiert. Dass er jetzt absagt, ist eine persönliche Niederlage von Schnieder, der den Unternehmensberater persönlich rekrutiert haben dürfte, auch wenn er das am Montag während der Pressekonferenz von sich wies. Selbst bei der CSU war man überrascht von der Personalie, obwohl man mit Ulrich Lange ja auch einen Staatssekretär in diesem Ministerium installiert hat.DW/DPA

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