Die ängstlichen Sparweltmeister

von Redaktion

Auf Aktien setzen hat sich für viele Anleger ausgezahlt. © Arne Dedert/dpa

München – Allen Krisen zum Trotz sind die Bundesbürger 2024 wieder reicher geworden. Auch weltweit stiegen die Vermögen, wie der Global Wealth Report der Allianz ergab. Die Experten haben zwei wesentliche Strategien zu mehr Reichtum ausgemacht – eine deutsche und eine amerikanische. Verteilt sind die Vermögen immer noch sehr ungleich.

„Wir haben eine Mehrfachkrise weltweit, leben in unsicheren Zeiten. Aber niemand scheint den Sparern und Börsen etwas davon gesagt zu haben“, sagte Arne Holzhausen, Vermögensexperte der Allianz, zu dem überraschenden Plus beim Weltvermögen und dem satten Zuwachs an den Börsen.

Deutsche auf Rang 13 bei den Vermögen

Allerdings sei Sparen auch ein Ausdruck unsicherer Zeit. Die Menschen legten Geld zur Sicherheit zurück. Insgesamt stieg das Weltfinanzvermögen 2024 um 8,7 Prozent auf rund 269 Billionen Euro. Es ist etwa doppelt so viel wie 2015. Allein die Hälfte des Zuwachses erzielten die Amerikaner. Für das laufende Jahr rechnen die Experten trotz der Kriege in der Ukraine und in Gaza sowie der Zollpolitik der USA und der neuen politischen Blockbildung weltweit mit einem weiteren Plus von etwa sechs Prozent. Die Weltwirtschaft sei trotz der hohen Belastungen widerstandsfähiger als erwartet, sagte Holzhausen.

Die Allianz betrachtet jedes Jahr die Geldvermögen der Welt. Sie beinhalten Sparkonten, Aktien-, Anleihen- und Fondsbesitz. Ebenfalls erfasst werden die Schulden, etwa für Autokredite oder Hypotheken. Nicht berücksichtigt werden in der Weltübersicht Immobilien, weil die Datenlage weltweit kaum vergleichbar ist.

Im Schnitt am reichsten waren im vergangenen Jahr die US-Amerikaner. Jeder verfügte – Schulden abgezogen – über umgerechnet 311 000 Euro. Auf Rang zwei folgen die Schweizer mit 268 860 Euro pro Kopf. Auf Rang drei finden sich die Einwohner von Singapur mit im 197 460 Euro. Deutschland kommt auf Rang 13 mit 86 800 Euro, 2023 war es noch Rang 18.

Aus den Zahlen der Allianz lassen sich langfristig zwei Strategien ableiten, wie man reich wird: Entweder clever investieren wie die Amerikaner oder fleißig sparen wie die Deutschen. Die Amerikaner stecken ihr Geld traditionell hautsächlich in Aktien und Investmentfonds wie ETFs. Das ist etwas risikoreicher als Zinsprodukte, bringt auf längere Sicht aber mehr Vermögen. Die Deutschen sind eher vorsichtiger bei der Geldanlage, haben viel Geld in risikolosere, aber weniger ertragreiche Sparkonten gesteckt. Dafür legen sie deutlich mehr Geld zurück.

Investieren zahlt sich langfristig aus

Schon 2024 profitierten auch die Bundesbürger davon, dass sie etwas mutiger wurden. Den Zahlen der Allianz zufolge investierten die Deutschen mehr Geld in Investmentfonds und in Aktien, wurden im Anlageverhalten also etwas amerikanischer. „Die deutschen Vermögen sind im Schnitt stärker gewachsen als die im Euro-Raum“, sagte Holzhausen.

Besonders langfristig zeigt sich, dass der US-Ansatz erfolgreich ist. Das Bruttogeldvermögen der Welt – ohne Schulden – liegt zu 49,5 Prozent in den USA. Der Wert hat sich seit 20 Jahren kaum verändert. 18,2 Prozent finden sich in Europa, 2004 waren es 27,2 Prozent. Aufgeholt haben vor allem die Chinesen: Sie besitzen inzwischen 14,5 Prozent des Weltvermögens. 20 Jahre zuvor waren es um die drei Prozent.

Wer sich wundert, dass auf den eigenen Konten und Depots deutlich weniger Geld zu finden ist, als der Allianz-Bericht vermuten lässt: Die Zahlen sind Durchschnittswerte und Vermögen sind ungleich verteilt. Die Reichsten der Welt sind besonders reich, der große Rest eher nicht. Weltweit vereinen die zehn Prozent mit dem meisten Geld 85,1 Prozent allen Geldvermögens auf sich, die 30 reichsten Prozent sogar 97,6 Prozent. In Deutschland besitzen die Top zehn rund 60 Prozent des Vermögens. Und dieser Wert ändert sich seit vielen Jahren kaum.

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