Konjunktur könnte anspringen – trotz Reformstau

von Redaktion

Berlin – Die deutsche Wirtschaft kommt 2026 aus Sicht führender Forschungsinstitute langsam wieder in Schwung. Das Wachstum wird vor allem durch staatliche Milliarden-Investitionen getrieben, um besonders die teils marode Infrastruktur auf Vordermann zu bringen. Die Wirtschaft stehe aber nach wie vor auf „wackeligen Beinen“, sagte Geraldine Dany-Knedlik, Konjunkturexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung.

Im laufenden Jahr erwarten die Institute nur eine Steigerung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 0,2 Prozent. Im Frühjahr wurde noch ein Plus von 0,1 Prozent erwartet. Die deutsche Wirtschaft steckt seit längerer Zeit in einem Konjunkturtief. In den vergangenen beiden Jahren schrumpfte die Wirtschaftsleistung. Vor allem höhere Zölle auf EU-Importe bremsen den Handel auf dem wichtigen US-Markt aus.

Die Institute gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft die Talsohle hinter sich lässt und in den kommenden zwei Jahren wieder etwas an Dynamik gewinnt. Wie im Frühjahr wird für 2026 mit einem BIP-Wachstum von 1,3 Prozent gerechnet. 2027 prognostizieren die Experten ein Plus von 1,4 Prozent. Eine „expansive Finanzpolitik“ dürfte die Konjunktur anschieben. Gemeint ist das 500 Milliarden Euro schwere und mit Schulden finanzierte Sondervermögen für zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur und den Klimaschutz, das eine Laufzeit von zwölf Jahren hat.

Das vor allem durch die staatlichen Investitionen getriebene Wachstum überdecke aber die strukturellen Probleme des Standorts, wichtige Reformen seien bisher ausgeblieben, warnen die Forscher. Die mittel- und die langfristigen Wachstumsperspektiven drohten sich weiter zu verschlechtern.

Die Wirtschaftsinstitute fordern deshalb grundlegende Reformen von der Bundesregierung. Dazu gehört, dass „nationale Alleingänge“ etwa in der Klimaschutzpolitik vermieden werden sollten. Innenpolitisch drängen die Institute darauf, die Sozialversicherungsbeiträge zu stabilisieren, etwa in der gesetzlichen Krankenversicherung. In der gesetzlichen Rentenversicherung gerate das Umlagesystem durch die niedrige Geburtenrate und die steigende Lebenserwartung immer mehr unter Druck. Die Bestandsrenten sollten daher langsamer zunehmen als die „Nominallöhne“. DPA

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