Die Piloten haben es in der Hand, ob Lufthansa-Maschinen in dieser Woche mit nationalem Feiertag abheben oder nicht. © Stefanie Paul, dpa
München/Frankfurt – Entscheidende Tage für die Lufthansa: Der Vorstand will heute seine umfassenden Pläne zum Personalabbau vorstellen, bevor am morgigen Dienstag die Abstimmung der Piloten zu möglichen Streiks endet.
Am Freitag war im Vorfeld einer Kapitalmarktinformation aus Unternehmenskreisen bekannt geworden, dass der Konzern in den kommenden Jahren ein Fünftel der Jobs in der Verwaltung streichen will. Auch die mittelfristigen Finanzziele will der MDax-Konzern in München vorstellen.
Um wie viele Arbeitsplätze es genau geht und welche Konzernteile betroffen sind, blieb zunächst offen, dem Vernehmen nach könnten aber rund 3000 bis 4000 Jobs in Gefahr sein. Das Unternehmen wollte sich zu den Berichten nicht äußern. Der Konzern hatte zuletzt rund 103 000 Mitarbeiter.
Zeitgleich endet die Urabstimmung der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC). Sie hat ihre Mitglieder bei der Lufthansa Kerngesellschaft und der Frachttochter Lufthansa Cargo aufgerufen, über einen Arbeitskampf zu entscheiden. VC-Angaben zufolge sind mindestens 70 Prozent Zustimmung der Abstimmungsberechtigten erforderlich, um Streiks auf den Weg zu bringen. Dass die Gewerkschaft unmittelbar nach Auszählung einen Streiktermin nennen wird, gilt als unwahrscheinlich. Bei früheren Auseinandersetzungen hat die VC nach Ablauf einer Urabstimmung häufiger der Gegenseite noch einmal Gelegenheit gegeben, ein neues Angebot vorzulegen.
In der Sache geht es um Betriebsrenten und Übergangsversorgungsansprüche von etwa 4800 Pilotinnen und Piloten. Die Gewerkschaft verlangt deutlich höhere Beiträge des Arbeitgebers zu den Rentenfonds. In sieben Verhandlungsrunden zu dem Thema konnten sich beide Seiten nicht einigen.
Der Chef der Kernmarke Lufthansa Airlines, Jens Ritter, dämpfte während der laufenden Urabstimmung die Erwartungen der Gewerkschaft. „Unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit erlaubt schlichtweg keinerlei Mehrbelastungen“, sagte Ritter in einem intern von der Lufthansa veröffentlichten Interview. „Wir haben nicht ansatzweisedas Geld für eine weitere Verbesserung der ohnehin schon sehr guten betrieblichen Altersvorsorge.“
Die derzeitige Forderung der VC würde „einen jährlichen Kostenanstieg für die betriebliche Altersversorgung der Lufthansa-Classic-Cockpitmitarbeitenden auf 228 Millionen Euro“ bedeuten, rechnete Ritter vor. „Das wäre mehr als eine Verdoppelung. “ Ritter zeigte sich gesprächsbereit und warnte vor einer Eskalation.DPA