Kassen fordern schnellere Arzt-Termine

von Redaktion

Viele Wartezimmer bei Ärzten sind überfüllt – vor allem auf dem Land. Um Termine besser steuern zu können ,sollen sich Praxen besser vernetzen. © Patrick Pleul/dpa

Berlin – Warten am Telefon, Warten auf einen Termin und dann oft auch noch einmal im Wartezimmer: An ärztliche Behandlungen zu kommen, ist oft eine Geduldsprobe und für das ganze System nicht gerade effizient. Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) machen sich für ein neues Modell für Terminvergaben stark, das generell mit einer digitalen ersten Einschätzung noch vor dem Weg in die Praxis beginnt.

Der Vorstandschef des GKV-Spitzenverbands, Oliver Blatt, sagte: „Wir sollten Patientinnen und Patienten besser unterstützen, an die richtige Praxis zu gelangen.“ Dabei müsse gelten: Bei dringendem Bedarf bekommt man auch einen Termin. „Heute spielt es eine große Rolle, ob man privat oder gesetzlich versichert ist. Davon müssen wir weg.“

Vor-Einschätzung mit App von der Kasse

Deutschland sei in Europa Spitzenreiter bei den Arzt-Patienten-Kontakten. „Aus Spaß geht aber wohl niemand gern zum Arzt. In vielen Fällen bräuchte es mehr Koordination.“ Blatt schwebt eine digitale Anlaufstelle vor, durch die Patienten noch vor dem Weg in die Praxis eine Ersteinschätzung erhalten. „Das kann zum Beispiel über eine Krankenkassen-App laufen“, sagte er. In diese gebe man Informationen zu seinen Beschwerden ein. „Mit strukturierten Fragen ist es dann möglich, festzustellen, ob es notwendig ist, zum Hausarzt zu gehen – oder ob der Gang in die Apotheke vielleicht schon helfen würde.“ Die Terminvergabe könne damit effizienter und schneller werden.

Über die App könnte direkt ein Termin beim Hausarzt gebucht werden, sagte der GKV-Chef. „Und die Hausarztpraxis würde bei Bedarf an Fachärztinnen und Fachärzte weitervermitteln – am besten auch elektronisch und indem direkt freie Termine erkennbar sind.“ Heute bekomme man oft eine Überweisung und warte dann unter Umständen mehrere Monate, ehe man zum Facharzt gehen kann.

Auch Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) plant mehr Steuerung im Gesundheitssystem. Laut Koalitionsvertrag wollen Union und SPD ein verbindliches „Primärarztsystem“ einführen, bei dem Patienten primär in eine Hausarztpraxis gehen, die sie bei Bedarf – mit einem Termin in einem bestimmten Zeitraum – an Fachärztinnen und Fachärzte überweist. Klappt das nicht in einer Praxis, soll man auch zu Fachärzten in Kliniken gehen können. Das soll eine „Termingarantie“ darstellen. Vorgesehen ist im Koalitionsvertrag auch, eine „flächendeckende Möglichkeit einer strukturierten Ersteinschätzung über digitale Wege in Verbindung mit Telemedizin“ zu schaffen. Die genaue Ausgestaltung ist aber noch offen.

Arztpraxen müssen sich besser vernetzen

Blatt sagte: „Wenn wir von Steuerung sprechen, kommen schnell Bedenken, es könnte um Bevormundung gehen. Mehr Effizienz führt aber am Ende auch dazu, dass diejenigen, die medizinische Unterstützung brauchen, schneller an Sprechstundentermine kommen.“ Bei der digitalen Vor-Einschätzung würden einige sicherlich feststellen: „Mensch, das ging jetzt auch ohne Arztbesuch.“

Der GKV-Chef sagte, selbstverständlich müsse es weiter Wege für Menschen geben, die nicht digital affin sind, etwa per Telefon. „Aber teilweise wird die Anzahl der Menschen auch überschätzt, die angeblich nicht digital unterwegs sind.“ Ärzte sollten zudem auch noch mehr in Kooperationen arbeiten, also in Versorgungszentren, oder indem sich Praxen vernetzen. „Das gilt gerade, wenn es nur wenige Ärztinnen und Ärzte gibt, wie in vielen ländlichen Regionen.“

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