Kommt bald die Rente mit 70?

von Redaktion

München/Berlin – Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in Rente – die Zahl der potenziell Erwerbstätigen schrumpft (siehe Grafik). Für die Renten bedeutet das: Immer weniger Beitragszahler stehen einer wachsenden Zahl an Rentnern gegenüber. Das System steht unter Druck.

Wo sieht die Bundesregierung langfristig eine Möglichkeit, das Rentensystem zu stabilisieren?

Diskutiert wird etwa eine Erhöhung des Renteneintrittsalters. So erwartet Unions-Fraktionschef Jens Spahn (CDU), dass Arbeitnehmer schon bald über 67 Jahre hinaus arbeiten müssen. „Wenn wir immer länger leben, werden wir einen Teil dieser längeren Lebenszeit auch arbeiten müssen“, sagte Spahn am Montagabend in der ARD-Sendung „Maischberger“. In den 2030er-Jahren werde daher das Alter beim Renteneintritt schrittweise weiter steigen. Derzeit sei es „nicht die richtige Debatte“, über einen späteren Renteneinstieg zu diskutieren. Grundsätzlich jedoch könne man „den Deutschen ehrlich sagen, was Sache ist“. Auch Berater von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hatten zuletzt eine Anhebung des Renteneintrittsalters in Deutschland gefordert.

Wo liegt das Renten- eintrittsalter aktuell?

Das früher bei 65 Jahren liegende Renteneintrittsalter wird seit 2012 schrittweise angehoben und 2031 bei 67 Jahren liegen. Diese Altersgrenze gilt für alle, die 1964 oder später geboren wurden. Ein vorgezogener Rentenstart ist möglich, wenn Abschläge hingenommen werden. Zudem gibt es Ausnahmen etwa für besonders langjährig Versicherte und für Schwerbehinderte.

Könnten auch die Renten gekürzt werden?

Das ist nicht geplant. Das Bundeskabinett hatte im August eine Sicherung des geltenden Rentenniveaus bis 2031 beschlossen.

Was genau ist das Rentenniveau?

Das Rentenniveau beschreibt das Verhältnis zwischen einer Standardrente, die rechnerisch nach 45 Beitragsjahren mit durchschnittlichem Einkommen gezahlt wird, und dem Durchschnittseinkommen von Arbeitnehmern in Deutschland. Aktuell liegt es bei 48 Prozent – das heißt, dass eine Person, die 45 Jahre lang den Durchschnittslohn verdient hat, eine Rente erhält, die 48 Prozent des aktuellen Durchschnittsgehalts beträgt.

Was sagen Ökonomen dazu?

Ifo-Präsident Clemens Fuest aus München und der Freiburger Ökonom Lars Feld kritisierten das Einfrieren des Rentenniveaus auf 48 Prozent. In einem Gastbeitrag für die „FAZ“ warnten sie vor versteckten Milliardenkosten. „Die künstlich erhöhte Haltelinie von 48 Prozent soll 2032 zwar nicht fortgeführt werden. Die Rentenerhöhungen von diesem Jahr an sollen aber auf dem durch die Haltelinie erhöhten Niveau aufsetzen“, schreiben die Ökonomen. „Nach bisheriger Rechtslage würde eigentlich von 2032 an gelten, dass die weitere Entwicklung der Renten auf einem Niveau von 47 Prozent ansetzt. Indem das Rentenpaket hier 48 Prozent vorsieht, kommt es zu einer zusätzlichen Belastung des Bundeshaushalts von ungefähr 15 Milliarden Euro pro Jahr.“ Dieser „technische Trick“ würde den Bundeshaushalt „dauerhaft“ belasten.sh/epd

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