Die Fehler der Kleinanleger

von Redaktion

Frankfurt – Regelmäßig untersucht das US-Marktforschungsinstitut Dalbar wie Anleger im Vergleich zum Markt abschneiden. Und das Ergebnis ist ernüchternd: Zwischen 1993 und Ende 2022 zum Beispiel blieb der durchschnittliche US-Aktienfondsanleger rund um 2,81 Prozentpunkte hinter dem Leitindex S&P 500 zurück.

Doch woran liegt das? Nach Ansicht vieler Experten sind es immer wieder ähnliche Verhaltensfehler, die dazu führen, dass Anleger schlechter abschneiden als der Markt. Es kann deshalb hilfreich sein, die wichtigsten Fehler zu kennen.

■ Selbstüberschätzung

Einer der häufigsten ist die Selbstüberschätzung. „In der Tat überschätzen viele Investoren sich und ihre Fähigkeit, die Entwicklung der Märkte oder einzelner Aktien vorherzusagen“, weiß Klaus Porwoll, Gründer und Inhaber der unabhängigen Berliner Honorar-Finanzberatung PecuniArs, aus Erfahrung. Anleger gehen also häufig davon aus, dass sie selbst mehr wissen und klüger sind als der Markt und mit einer gezielten Einzeltitelauswahl in der Lage sind, diesen zu schlagen. „In der Tat bilden Anleger den Markt oft nicht eins zu eins ab, sondern gehen selektiv vor“, hat auch Lena Lochner von der Bayerischen Vermögen Management beobachtet.

Tatsächlich aber ist so, dass es selbst Profianlegern, die sich tagein, tagaus mit den Märkten beschäftigen, mit ihrer Titelauswahl nicht zuverlässig gelingt, besser abzuschneiden als der Markt. Dazu gehört auch, dass Anleger glauben, den optimalen Ein- und Ausstiegszeitpunkt treffen zu können. Doch auch das schafft in der Regel niemand. Dazu kommt: Ganz nach dem Motto hin und her macht Taschen leer, führt häufiges Handeln vor allem zu hohen Kosten und schmälert die Rendite.

■ Emotionen

Auch Emotionen spielen eine Rolle. „Ein Kauf unter dem Einfluss von Gier und ein Verkauf aus Angst endet in der Regel nicht in einer ansprechenden Performance“, weiß Lochner. Und auch bei der Auswahl von Aktien seien Emotionen kein guter Berater. „Ich kann Anlegern nur raten, stets einen kühlen Kopf zu bewahren und sich mit nüchterner Konsequenz an Geschäftsberichten, der Bilanzqualität, Geschäftsmodellen, Profitabilitätskriterien und Bewertungskennzahlen der Unternehmen zu orientieren.“ Ein weiterer häufiger Fehler ist asymmetrisches Handeln. Darunter ist zu verstehen, dass viele Anleger Aktiengewinne zu früh mitnehmen, bei Verlusten aber tendenziell risikofreudig sind. Sie lassen diese laufen und kaufen, wenn der Kurs einer Aktie kräftig gefallen ist, sogar nach. Unberücksichtigt bleibt dabei jedoch, dass es gute fundamentale Gründe geben kann, warum die Aktie eines Unternehmens fällt. Deshalb sollten Anleger besser konsequent Verluste begrenzen und Gewinne laufen lassen.

■ Heimattreue

Aufschlussreich ist auch ein Blick in die Depots. Das macht die Consorsbank regelmäßig und dabei zeigt sich immer wieder, dass die Investoren hierzulande vor allem deutschen Unternehmen die Treue halten. Der Gedanke dahinter ist, dass man glaubt, diese besser zu kennen. Doch dieser sogenannte Home Bias, also die Tendenz, vor allem in heimische Werte zu investieren – die es übrigens in fast allen Ländern gibt –, hat einen Haken: Untersuchungen weisen immer wieder nach, dass Anleger damit nicht nur höhere Risiken eingehen, sondern auch auf Rendite verzichten, weil immer wieder andere Aktienmärkte besonders gut laufen.

■ Hohe Kosten

Dazu kommt schließlich, dass sich die meisten Anleger, wenn sie nach einem passenden Anlagevehikel suchen, auf die Wertentwicklung konzentrieren. Dagegen achtet kaum jemand auf die Kosten. „Tatsächlich stellen wir bei potenziellen Neukunden, die zu uns kommen, regelmäßig fest, dass sie zu teure Produkte im Portfolio haben“, so Porwoll. „Das geht direkt zu Lasten der Rendite.“ Schon über einen Zeitraum von zehn Jahren kann das beim Endbetrag einen Unterschied von mehreren tausend Euro ausmachen. „Wer die wichtigsten Fehler vermeidet, also auf die Kosten achtet, breit gestreut, am besten global, und langfristig investiert und nicht versucht, durch Timing oder Einzeltitelauswahl den Markt zu schlagen, ist schon einen großen Schritt weiter, ein besseres Anlageergebnis zu erzielen“, fasst Porwoll zusammen.

Die meisten Experten empfehlen dafür einen Sparplan auf einen globalen Aktienindex wie den MSCI World oder den FTSE All Cap Index. Wer zum Beispiel in den vergangenen zehn Jahren jeden Monat 100 Euro in einen ETF auf den MSCI World eingezahlt hat, der kann sich über eine Wertsteigerung von rund 10 800 Euro freuen – das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von etwa zwölf Prozent.

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