Lilium geht an US-Konkurrenten

von Redaktion

Aus für Standort Oberpfaffenhofen – Patente und Know-how wandern ab – Preis: 18 Millionen Euro

Patente und Schutzrechte gehen nach Amerika. © Lilium, dpa

Oberpfaffenhofen – Entwicklungs-Know-how und Patente von Lilium sind an einen US-Konkurrenten verkauft worden – für die Rettung des Flugtaxi-Unternehmens aus Oberpfaffenhofen fand sich aber kein Geld mehr. Doch die Entwicklungen des insolventen Unternehmens sind weiter interessant.

Der in Kalifornien ansässige börsennotierte US-Konkurrent Archer Aviation übernimmt die über 300 Patente des gescheiterten deutschen Technologie-Hoffnungsträgers, berichtet der Insolvenzverwalter Ivo-Meinert Willrodt von der Kanzlei Pluta. Archer zahlt 18 Millionen Euro. Archer Aviation könnte das Know-how in Kalifornien zum Ausbau seiner Marktstellung nutzen, während der Lilium-Standort Oberpfaffenhofen stillgelegt ist.

Zu dem werthaltigen Lilium-Erbe gehören Patente und Schutzrechte, vor allem für die Bereiche Hochvolt-Systeme, Batterie und Antrieb. So hat Lilium einen speziellen Antrieb mit 30 Mantelpropellern, einer Art elektrischem Jet-Antrieb, entwickelt und unterscheidet sich damit praktisch von allen anderen Flugtaxi-Entwicklungen mit offenen Rotoren. Zuletzt gab es auch Interesse vom US-Flugtaxi-Entwickler Joby sowie dem niederländischen Luftfahrtunternehmen Ambitious Air Mobility Group (AAMG) an Lilium. Der Insolvenzverwalter bestätigte mehrere Angebote. Doch der Zuschlag ging nach einem Bieterkampf jetzt an Archer. Der Verkauf bietet „die höchste Transaktions- und Umsetzungssicherheit“, heißt es vonseiten des Insolvenzverwalters. Die Gläubigerausschüsse hätten sich einstimmig für das Archer-Angebot entschieden.

Der 2018 gegründete kalifornische Flugtaxi-Hersteller entwickelt derzeit sein Modell „Midnight“, das für kürzere Flüge von 30 bis 80 Kilometer und vier Passagiere ausgelegt ist. Es gab im Frühjahr bereits erste bemannte Flüge. Das Lilium-Modell sollte hingegen bis zu sechs Personen für Stecken bis zu 400 Kilometer transportieren. Archer schreibt wie Lilium in der Vergangenheit noch rote Zahlen. Im ersten Halbjahr 2025 lag der Archer-Verlust bei 206 Millionen Dollar. Zu den größten Archer-Investoren gehört der niederländische Automobilkonzern Stellantis, zu dessen europäischen Marken Fiat, Peugeot, Opel oder Alfa Romeo zählen.

Archer hat durch den Lilium-Patentkauf jetzt selbst mehr als 1000 Patente für Flugtaxis und sieht sich in einer Vorreiterolle, um den USA die führende Marktstellung bei Flugtaxis zu sichern. Die Branche stehe vor einer Konsolidierung, wie die kürzliche Übernahme des insolventen deutschen Flugtaxi-Unternehmens Volcopter durch den in chinesischem Besitz befindlichen österreichischen Flugzeughersteller Diamond Aircraft zeige.GERHARD HEGMANN

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