Verkauf von Baywa-Tochter geplatzt

von Redaktion

Vollbremsung bei der Sanierung: Das Scheitern des Cefetra-Verkaufs soll in der Zentrale des angeschlagenen Agrarkonzerns für viele Fragezeichen gesorgt haben. © Jens Hartmann

München – Überraschende Wendung bei der Baywa-Sanierung: Der Verkauf der Baywa-Tochter Cefetra ist auf der Zielgeraden doch noch geplatzt. Für den angeschlagenen Münchner Agrarkonzern ist das ein Rückschlag bei der Entschuldung. Der Verkauf des niederländischen Getreide-, Soja- und Spezialitätenhändlers sollte insgesamt 125 Millionen Euro in die Kassen der Baywa spülen, samt Rückflüssen aus einem Gesellschafterdarlehen wären es sogar 186 Millionen gewesen. Gleichzeitig wären mit der Transaktion für den Konzern rund eine halbe Milliarde Euro an Schulden weggefallen, die an Cefetra hängen.

Mit der First Dutch Group hatten die Münchner einen Großkonzern mit vier Milliarden Euro Jahresumsatz und tausenden Mitarbeitern als Käufer für Cefetra an Land gezogen. Die Firmengruppe mit Sitz in Rotterdam ist auf Energiehandel spezialisiert und weltweit in über 1500 Häfen tätig. Der im Juni vereinbarte Deal sollte eigentlich schon im dritten Quartal abgewickelt werden. Nun sei er gescheitert, weil First Dutch entgegen der vertraglichen Verpflichtungen „die Finanzierung des Kaufpreises nicht rechtzeitig sichergestellt“ habe, so die Baywa in einer Adhoc-Mitteilung. Vonseiten der Baywa seien jedoch alle im Kaufvertrag zugesicherten Bedingungen erfüllt gewesen, versichert das Unternehmen, das im Moment eine harte Sanierung durchläuft.

Es ist ungewöhnlich, dass solche Verträge unter Großkonzernen in letzter Sekunde platzen. „Auch bei den Beratern auf beiden Seiten hat es deshalb viele Fragezeichen gegeben“, heißt es aus Unternehmenskreisen. Dass Cefetra verschuldet war, sei den Niederländern bekannt gewesen, eine entsprechende Zusicherung für die Übernahme der Schulden durch die Banken der Käufer habe vorgelegen. Trotzdem wird der Kauf nun nicht vollzogen. Die Baywa prüft deshalb, ob sie Ansprüche gegen First Dutch und den schillernden Unternehmenschef Peter Goedvolk, der aus der Ölbranche kommt und dessen weltweit tätige Firmen unter anderem professionelle Rad- und Fußballteams gesponsert haben, geltend machen kann. Im Kaufvertrag soll unter anderem eine Entschädigung in Höhe von 12,5 Millionen Euro vorgesehen sein, falls der Käufer den Deal nicht finanzieren kann.

Wie stark der Vorgang die Baywa nun beim Abbau ihrer Milliardenschulden zurückwirft, ist unklar. Der Konzern wollte seinen Schuldenberg von zuletzt rund sechs Milliarden Euro allein in diesem Jahr um 1,1 Milliarden Euro reduzieren – über die Hälfte davon wäre aus dem Cefetra-Verkauf gekommen. Künftig sollen noch der neuseeländische Apfelhändler Turners & Growers sowie die Erneuerbare-Energien-Tochter Baywa r.e. verkauft werden, die gerade einen gesonderten Sanierungsprozess durchläuft. Allein durch den Verkauf der Baywa r.e. erhofft sich die Baywa rund zwei Millliarden Euro an Einnahmen.

Möglicherweise könnte der Cefetra-Verkauf laut Baywa-Vorstand trotzdem noch in diesem Jahr über die Bühne gehen. Man verhandle bereits mit einem neuen Investor, der erklärt habe, „den bestehenden Kaufvertrag im Wesentlichen zu übernehmen“, heißt es bei der Baywa. Er plane, den Kaufpreis mit Eigenkapital zu finanzieren. Bei dem neuen Investor soll es sich laut Nachrichtenagentur „Reuters“ um die niederländische Großbank ING mit einer Bilanzsumme von über einer Billion Euro sowie die genossenschaftliche Rabobank aus Utrecht handeln, die ein bedeutender Finanzierer im Agrargeschäft ist. Die Baywa wollte das jedoch nicht offiziell bestätigen. ANDREAS HÖSS

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