Ispo kehrt München den Rücken

von Redaktion

Für die Wintersportindustrie war die Ispo lange das wichtigste Branchentreffen. Der Klimawandel bringt die Branche aber in Probleme. © Achim Frank Schmidt

München – Die Sportartikelmesse Ispo zieht im kommenden Jahr von München nach Amsterdam. Das gab die Messe München am Dienstag bekannt. Die Traditionsveranstaltung, die 1970 erstmals stattgefunden hat und die unter stark rückläufigen Besucher- und Ausstellerzahlen leidet, wird dafür einen neuen Partner bekommen: die britische Racoon Media Group, die auf Lauf- und Sportmessen spezialisiert ist und die Ispo ab 2026 als wirtschaftlicher Leiter in einem Gemeinschaftsunternehmen mit der Messe München führen wird. Für die Ableger in Shanghai und Beijing bleibt die Messe München alleiniger Verantwortlicher. Die diesjährige Ispo, die am 30. November startet, bleibt wie geplant in der Landeshauptstadt.

Vor der Jahrtausendwende war die Ispo eine Münchner Vorzeigeveranstaltung. Vor allem für die Wintersportindustrie galt sie als fester Termin. Doch seit einigen Jahren schwächelt die Konsumgütermesse. Der Wintersport leidet unter dem Klimawandel. Außerdem setzen immer mehr Hersteller auf Direktvertrieb statt den Verkauf über Händler – für die Ispo, bei der Sporthändler bei Herstellern neue Kollektionen begutachten und bestellen, ein harter Schlag. Schon um die Jahrtausendwende blieben erstmals Zugpferde wie Nike, Puma und Adidas der Ispo fern, die Corona-Pandemie beschleunigte den Aussteller- und Besuchersschwund noch. Früher präsentierten über 3300 Firmen ihre neuen Ski, Laufschuhe oder Wanderjacken in München, heute sind es 1900.

Der Neuanfang 2026 mit dem Outdoor-Spezialisten Racoon bringe „Chancen für die Fortführung unserer Traditionsveranstaltung“, erklärten die Messechefs Reinhard Pfeiffer und Stefan Rummel. Mit Amsterdam, wo einige Branchenriesen wie Asics oder Patagonia sitzen, sei ein guter Standort gefunden. Zudem gebe es dort weniger Terminprobleme. Die Branche favorisiert eine Veranstaltung Anfang November. Die war in München nicht möglich, in Amsterdam schon.

Der Weggang der Ispo ist für die Messe München ein weiterer Schritt zum global tätigen Konzern, der vor allem auf Messen für Investitionsgüter setzt, etwa aus den Bereichen Maschinenbau, Umwelttechnik oder Halbleiter. Dort will die Messe München künftig ihre Energie noch stärker bündeln. Publikum und Aussteller werden bei Messen immer internationaler. Die globale Bedeutung Deutschlands nimmt hingegen ab. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten würden Aussteller und Fachpublikum häufig nur noch die weltweit größte Messe ihrer Branche besuchen, so die Messechefs Pfeiffer und Rummel gegenüber unserer Zeitung. Deshalb wolle die Messe München ihre zwölf globalen Leitmessen wie die Baumaschinenmesse Bauma, die Baumesse Bau oder die Umweltmesse Ifat stärken und konsequent in andere Teile der Welt expandieren, um relevant zu bleiben.

In China und Indien ist die Messe München bereits seit vielen Jahren vertreten: 47 Auslandsveranstaltungen hatte sie im Jahr 2024, 25 davon mit insgesamt über einer Million Besuchern allein in China. Die Baumaschinenmesse Bauma, die in München 600 000 Besucher anzieht und als größte Messe der Welt gilt, veranstaltet die Messe München unter anderem in Shanghai, Delhi und in Randburg in Südafrika, die Ifat in China, Indien, Brasilien und der Türkei. „Die USA haben wir dagegen bisher etwas vernachlässigt“, sagen Rummel und Pfeiffer. „Hier wollen wir uns nun in den Markt reinbeißen.“ Auch die Vereinigten Arabischen Emirate seien spannend, unter anderem wegen den riesigen Bauvorhaben dort.

Zu den Gesellschaftern der Messe München gehören der Freistaat und die Stadt München, die einen Teil der Gewinne der Gesellschaft ausgeschüttet bekommen. Den Vorwurf, dass der Weggang von Messen wie der Ispo den bayerischen Standort schwäche, wollen die Messechefs nicht gelten lassen. Eine Rückkehr der Ispo nach München sei „explizit möglich“, sagen sie. Auch die globale Expansion zahle langfristig auf den Standort München ein.

„Wer uns zum Beispiel auf Ablegern der Bauma in Shanghai oder Delhi kennenlernt, kommt später oft auch zur Bauma nach München“, betonen Rummel und Pfeiffer. „Unser Auslandsgeschäft stützt das Geschäft in Bayern.“ Zudem will die Messe München im nächsten Jahrzehnt große Summen in das Münchner Messegelände in Riem stecken – zum Beispiel für neue Toiletten, Solaranlagen, Parkplätze oder digitale Beschilderungen. Auch dafür sei ein profitables Auslandsgeschäft sehr wichtig.

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