Die deutsche Wirtschaft ist traditionell exportstark. Deshalb leidet sie besonders unter Zöllen und weltweiter Flaute. © Sebastian Gollnow, dpa
Berlin – Sommerflaute statt Erholung: Die deutsche Wirtschaft findet keinen Weg aus ihrer Dauerkrise. Nach einem Minus im Frühjahr stagnierte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal. Das Statistische Bundesamt errechnete anhand vorläufiger Daten ein Wachstum von null Prozent gemessen am Vorquartal.
Die deutsche Wirtschaft steckt in der längsten Krise seit Jahrzehnten und fällt auch im europäischen Vergleich zurück, während einstige Krisenländer wie Spanien und Portugal deutlich wuchsen. Laut Eurostat legte die Wirtschaft im Euroraum im Sommer zum Vorquartal um 0,2 Prozent zu.
In Deutschland macht eine schwache Nachfrage in wichtigen Branchen wie Autobau und Chemie der Industrie zu schaffen, zudem bremsen US-Zölle den Export. Im Inland halten sich Verbraucher beim Konsum zurück – auch weil die Menschen etwa für Lebensmittel mehr zahlen müssen als vor der Corona-Pandemie. In den drei Monaten Juli bis einschließlich September nahmen nach Angaben der Wiesbadener Statistiker zwar die Investitionen von Unternehmen in Ausrüstungen wie Maschinen und Fahrzeuge zu. Doch die Ausfuhren von Waren aus deutscher Produktion gingen zurück.
■ Standort zeigt Schwächen
Zwar sehen Ökonomen nach dem deutlichen Schrumpfen der Wirtschaft 2023 und 2024 Chancen für eine Stabilisierung. Doch auch wegen Schwächen des Standortes Deutschland gehe es mit der heimischen Wirtschaft nicht wirklich bergauf, meint Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer: „Erst im kommenden Jahr sollte das Fiskalpaket der Bundesregierung die Konjunktur anschieben, wobei das wegen der ausbleibenden Reformen nicht nachhaltig ist.“
Strukturelle Schwächen wie hohe Energiepreisen und viel Bürokratie belasten die Unternehmen. Deutschland müsse endlich „Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit in den Mittelpunkt der politischen Agenda“ stellen, mahnte jüngst Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing. Mit einem „Wachstumsbooster“ für verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten und einem „Bauturbo“ für schnellere Genehmigungen will die Bundesregierung die Konjunktur ankurbeln. Dennoch: 2025 könnte die deutsche Wirtschaft nur knapp am dritten Jahr ohne Wachstum vorbeischrammen. Führende Ökonomen und die Bundesregierung rechnen mit einem Mini-Plus um die 0,2 Prozent.
■ Aussichten verbessern sich deutlich
„Die Aussichten für das vierte Quartal sind besser: Die staatlichen Ausgaben dürften nun von Monat zu Monat kontinuierlich steigen, und die Unsicherheit in der globalen Handelspolitik dürfte allmählich abklingen“, sagt der Deutschland-Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Robin Winkler. 2026 dürfte die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung von Ökonomen etwas kräftiger zulegen, nicht zuletzt wegen der geplanten Milliardenausgaben für Infrastruktur wie Straßen und Schienen sowie für Verteidigung.