Hoffnungsschimmer in der Chip-Krise

von Redaktion

Mitarbeiter von Nexperia gehen durch die Reinräume des Halbleiterproduzenten. © dpa

Peking – Im Streit um die Lieferprobleme beim wichtigen Chip-Hersteller Nexperia hoffen Bundesregierung und Industrie nach neuen Aussagen aus China auf eine Wende. Zuvor hatte die Regierung in Peking die Ausfuhr dringend benötigter Halbleiter in Aussicht gestellt. Als Reaktion teilte das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin auf Anfrage mit: „Die jüngsten Meldungen aus China sind positive erste Signale der Entspannung.“

In der Mitteilung des chinesischen Handelsministeriums hieß es, man bitte Firmen, die Probleme hätten, das Ministerium zu kontaktieren. Die Behörde werde sich die Lage jener Unternehmen ansehen und Exporte zulassen, welche die entsprechenden Voraussetzungen erfüllten. Zugleich gab die chinesische Führung der niederländischen Regierung die Schuld an den aktuellen Lieferproblemen. „Die unzulässige Intervention der niederländischen Regierung in interne Unternehmensangelegenheiten hat zum derzeitigen Chaos der globalen Produktions- und Lieferketten geführt“, betonte das Handelsministerium in Peking.

In Deutschland bereiten die Lieferprobleme vor allem der Automobilindustrie große Sorgen. Die Situation könne schon in naher Zukunft zu erheblichen Produktionseinschränkungen, gegebenenfalls sogar zu Produktionsstopps führen, hieß es vom Verband der Automobilindustrie (VDA). Vor allem VW scheint Probleme zu haben. Ob die frische Ankündigung der Chinesen den Firmen nun mehr Sicherheit gibt, bleibt abzuwarten. Viele Fragen ließ die Behörde offen. Peking machte keine detaillierten Angaben, ob sich nur chinesische Firmen beim Handelsministerium melden sollen oder auch ausländische Unternehmen. Zudem ist unklar, welche Voraussetzungen gelten müssen, damit die Behörde den Export von Chips prüft und genehmigt.

Auch die chinesische Sparte von Nexperia machte hierzu keine konkreten Angaben. Man habe genügend auf Lager, um Kundenaufträge bis zum Jahresende und darüber hinaus zu bedienen, hieß es in einer Mitteilung. Die Lieferkette sei stabil, und es würden neue Wafer-Lieferanten geprüft, um die Versorgung künftig sicherzustellen. Nexperia China machte die Entscheidungen der niederländischen Zentrale für die Lage verantwortlich.

Nexperia ist ein wichtiger Anbieter sogenannter diskreter Halbleiter. Das sind eher einfache Bauteile, die aber für die Wirtschaft unverzichtbar sind. Internen VW-Angaben zufolge entfallen rund 40 Prozent des weltweiten Angebots an Standardchips für die Automobilindustrie auf Nexperia. Die Halbleiter kommen häufig in elektronischen Steuergeräten von Fahrzeugelektroniksystemen zum Einsatz. In einem modernen Auto stecken Dutzende dieser Geräte. Die Lieferprobleme entstanden, nachdem die niederländische Regierung die Kontrolle über die von einer chinesischen Konzernmutter geführte Firma mit Sitz in Nimwegen übernommen hatte. China stoppte daraufhin die Ausfuhr von Nexperia-Produkten wie Chips für die Autoindustrie. Seither schieben sich die Niederlande und China gegenseitig die Schuld dafür zu.

Unterdessen berichteten mehrere Medien unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen, dass die US-Regierung ankündigen wolle, Nexperias Niederlassung in China werde wieder Chips liefern. Das „Wall Street Journal“ führte die geplante Bekanntmachung auf die Gespräche zwischen US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping zurück. Dabei hätten beide Seiten eine Rahmenvereinbarung getroffen. Xi und Trump sprachen am Rande des Gipfels der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) im südkoreanischen Gyeongju.

Sollte China wieder erlauben, Nexperia-Chips in die USA zu liefern, bliebe die Frage, ob es auch Zugeständnisse an Europa geben könnte. Laut EU-Handelskommissar Maros Sefcovic sprachen Vertreter Brüssels und hohe Beamte des chinesischen Handelsministeriums miteinander, wie der Slowake auf der Online-Plattform X schrieb. China habe dabei bestätigt, dass die Aussetzung der Exportkontrollen auf Seltene Erden auch für Europa gelte.

„Beide Seiten bekräftigten ihre Entschlossenheit, sich weiterhin für eine Verbesserung der Umsetzung der Exportkontrollpolitik einzusetzen“, schrieb er weiter. Auf den Fall Nexperia ging er nicht ein. Das Handelsministerium in Peking machte zunächst keine Angaben zu Gesprächen mit der EU in Brüssel.DPA

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