Keine Ermittlung gegen Ex-Baywa-Chef Lutz

von Redaktion

IHK-Präsident Klaus Josef Lutz musste sich zuletzt immer wieder bohrende Fragen zu seiner Tätigkeit bei der Baywa gefallen lassen. © Marcus Schlaf

München – Die Staatsanwaltschaft München ermittelt im Rahmen der Baywa-Nachforschungen nicht gegen den ehemaligen Baywa-Chef und IHK-Präsidenten Klaus Josef Lutz. Das teilte Lutz unserer Zeitung auf Nachfrage mit. Wie im Sommer bekannt wurde, prüft die Staatsanwaltschaft, ob die Lage des maroden Münchner Agrarkonzerns geschönt wurde. Dabei geht es vor allem um den Geschäftsbericht für das Jahr 2023, dem auch die Finanzaufsicht Fehler bescheinigt. „Gegen mich läuft in diesem Zusammenhang kein Ermittlungsverfahren “, erklärte Lutz.

Klaus Josef Lutz war von 2008 bis 2023 Chef der Baywa. In dieser Ära expandierte das Traditionshaus zum Weltkonzern, häufte gleichzeitig aber Milliardenschulden an. Am 1. April 2023 übergab Lutz den Chefposten an Marcus Pöllinger und war ab Juni 2023 Chef des Aufsichtsrates, bis er den Job im Januar 2024 im Streit hinwarf. Zwei Monate später meldete die Baywa für das Geschäftsjahr 2023 den ersten Verlust in der gesamten Firmengeschichte, im Sommer 2024 kam sie dann in Zahlungsprobleme.

Gegenstand der Untersuchung ist, ob die Situation der Baywa im Vorfeld des Beinahe-Kollapses zu rosig dargestellt wurde. Gegen wen die Staatsanwaltschaft dabei ermittelt, beantwortete sie bisher auf Nachfrage nicht. Sie sprach lediglich von „(ehemaligen) Verantwortlichen der Baywa.“ Laut Lutz handelt es sich um „die Vorstände, die für den Geschäftsbericht 2023 verantwortlich zeichnen.“ Das wären vor allem Marcus Pöllinger und Finanzvorstand Andreas Helber. Beide haben das Unternehmen bereits verlassen.

Lutz musste sich in den vergangenen Monaten als Präsident der IHK für München und Oberbayern immer wieder Fragen zur Baywa gefallen lassen. 2021 wurde er von der Vollversammlung in das IHK-Amt gewählt, seine Amtszeit läuft bis 2026. Ob er den Posten 2026 erneut anstrebt, ist unklar. Mitglieder der Kammer sagen, er sympathisiere mit einer weiteren Amtszeit. Wer antritt, muss sich zwischen kommenden Freitag und dem 11. Dezember bei der IHK registrieren. Gewählt wird im April und Mai. Voraussetzung für einen IHK-Präsidenten ist unter anderem, dass er ein Unternehmen führt. Bei Lutz ist das die Churfirst Assets GmbH in Grünwald.

Das IHK-Präsidium stärkt Lutz gegenüber unserer Zeitung den Rücken. „Die Vollversammlung als oberstes, demokratisch gewähltes IHK-Gremium sowie das Präsidium stehen hinter dem IHK-Präsidenten“, betont sie in einer Stellungnahme. „Der Präsident hat in vergangenen Sitzungen der Vollversammlung persönliche Erklärungen abgegeben. Zu keinem Zeitpunkt haben Mitglieder der Vollversammlung in diesem Forum Kritik geäußert, weder an der Person noch an der Amtsführung des Präsidenten.“

Unter der Oberfläche scheint es in der IHK im Vorfeld der anstehenden Wahlen dennoch zu brodeln. Der Ex-Chef der Baywa hat dort jedenfalls nicht nur glühende Fans, sondern auch heftige Kritiker. „Die IHK ist ein Schaufenster der Wirtschaft in Bayern und Lutz entspricht nicht gerade dem Bild des ehrbaren Kaufmannes“, sagt ein hochrangiges IHK-Mitglied, das anonym bleiben möchte. Der IHK-Präsident habe als Baywa-Chef ein Trümmerfeld hinterlassen und trotzdem eine Millionenabfindung kassiert. „Meiner Meinung nach hätte er schon lange zurücktreten müssen.“ ANDREAS HÖSS

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