Wärmepumpen für die Wirtschaft

von Redaktion

Das Stromnetz in Bayern wächst immer weiter. Je mehr Strom verbraucht wird, desto günstiger wird es pro Kilowattstunde. © IMAGO

München – Immer mehr Windräder müssen ans Netz angeschlossen, immer mehr Geräte wie Wärmepumpen und Rechenzentren brauchen Energie. Dazwischen: Das Stromnetz, das mit diesen Ansprüchen wachsen muss. Das Problem: Jede neue Leitung wird über die Netzentgelte von den Verbrauchern bezahlt. Das führt zu deutlich steigenden Kosten. Eine neue Studie zeigt jedoch: Das liegt vor allem am zögerlichen Klimaschutz. Das Papier liegt unserer Zeitung vorab vor.

Konkret hat die Münchner Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) untersucht, wie sich die Stromnetzentgelte in Bayern in verschiedenen Szenarien entwickeln. Auftraggeber ist der Arbeitgeberverband Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw).

Schon die erste Botschaft ist bemerkenswert: Weniger Netzausbau führt nicht zu weniger Kosten. Der positive Effekt durch die bessere Verteilung von Strom und der Anschluss mehr grüner Energie überkompensiert die Aufwendungen. Für Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw, ist deshalb klar: „Runter vom Tempo und abwartenbeim Netzausbau ist keine Option.“ Denn „fehlender Netzausbau führt langfristig zu steigenden Kosten“.

Der Grund für die hohen Entgelte ist laut FfE ein Ungleichgewicht: Die Netze werden so ausgebaut, dass Deutschland 2045 klimaneutral sein kann. Dieser Prozess wird von der Bundesnetzagentur reguliert und muss langfristig geplant werden, weil das Zusammenspiel zwischen großen Stromtrassen und kleinen Verteilnetzen sehr komplex ist. Die Stromnachfrage wächst aktuell aber deutlich langsamer als das Netz, etwa weil die Gesellschaft nicht so schnell auf E-Autos und Wärmepumpen umsteigt, wie es für die Klimaziele nötig wäre. Fachleute nutzen gern das Bild einer Waage im Ungleichgewicht. Laut Bertram Brossardt sorgt das für höhere Strompreise: „Steigen die Netzkosten infolge hoher Investitionen, ohne dass mehr Verbraucher an der Finanzierung des Netzes beteiligt sind, erhöht sich das Entgeltniveau. Umgekehrt kann ein wachsender Stromverbrauch durch Elektrifizierung die Kostenbasis verbreitern und den Anstieg der Netzentgelte dämpfen.“

Deshalb haben die Forscher zwei Szenarien berechnet. Im ersten schreitet die Elektrifizierung des Landes im aktuellen Tempo fort. Das Ergebnis: In den Hoch- und Mittelspannungsnetzen steigen die Entgelte um bis zu 20 Prozent. An diese Netze ist die Industrie angeschlossen. In der Niederspannung, also jenen Verteilnetzen, welche die Haushalte versorgen, könnten die Preise sogar mehr als 20 Prozent steigen.

Im anderen Szenario wird Bayern wie ursprünglich von der Staatsregierung geplant bis 2040 klimaneutral. Dann fahren etwa 87 Prozent der Pkw elektrisch und 62 Prozent der schweren Lkw. Dazu kommen Wärmepumpen etc. Das Spannende: Unter dieser Annahme steigen die Netzentgelte gar nicht. Zumindest nicht auf den höheren Netzebenen, also dort, wo die Industrie sitzt. Aber auch die Kosten für die Verbraucher würden stark gedämpft: Statt von 9,9 auf 12,1 Cent pro Kilowattwunde würden sie nur auf 11,2 Cent steigen. Und das erst etwa ab dem Jahr 2035.

Ob die Erwartungen so eintreten, ist ungewiss. Unabhängig davon arbeitet die Bundesnetzagentur gerade an weiteren Vorschlägen: So könnten nicht nur Stromverbraucher, sondern auch die Erzeuger für das Netz bezahlen. Und dynamische Entgelte könnten die Auslastung der Leitungen besser steuern und so Ausbau sparen.