Google hat seinen „Cloud Space“ in München 2024 eröffnet, jetzt soll hier die souveräne Cloud verkauft werden. © Google
München – Hundertprozentige Hoheit über die eigenen Daten – bei gleichzeitiger Nutzung aller Google-Dienste: Was nach einem Widerspruch klingen mag, ist offenbar Teil der Geschäftsstrategie des US-Konzerns in Europa. Während die EU-Digitalminister noch debattieren, sieht Google in Sachen Datensouveränität offenbar ein großes Marktpotenzial. Firmenkunden sollen ihre Daten in der „Cloud“ speichern, also in Rechenzentren außerhalb der eigenen Firma, und gleichzeitig die Infrastruktur von Google-Diensten nutzen – ohne dass Dritte Zugriff haben.
„Wir geben unseren Kunden den Schlüssel zu den Daten, damit hat Google keinerlei Zugriffsmöglichkeit mehr“, sagte Wieland Holfelder, Leiter der Google-Niederlassung in München. Sollte US-Präsident Donald Trump oder eine andere staatliche Behörde die Herausgabe der Daten fordern, hätte Google technisch gesehen überhaupt keine Möglichkeit, an die Daten zu kommen.
Um die souveräne Cloud in Deutschland zu vermarkten, hat das Unternehmen vergangene Woche in München einen „Google Sovereign Cloud Hub“ eröffnet – der erste weltweit, wie Holfelder betonte. In kunterbunten Räumen soll Kunden gezeigt werden, was die souveräne Cloud alles kann. Bayerns Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler) sagte, er hoffe auf die „nächste Innovationswelle – Made in Bavaria“.
In München ist Google seit dem Jahr 2006 präsent. Eigentlich tritt Google hier selten als Vertriebsorganisation auf, Google München ist vor allem ein Entwicklungszentrum – oder wie Holfelder es formulierte: München ist der „Maschinenraum von Google Deutschland“. Um Platz für insgesamt 3000 Beschäftigte in München zu schaffen, wird aktuell die historische Arnulfpost saniert, eine Großbaustelle nördlich der Hackerbrücke. Einige wenige Vertriebsaktivitäten gibt es dennoch in München, dazu zählt das Cloud-Geschäft, angesiedelt in einem leicht versteckten und bereits sanierten Teil der Arnulfpost. Vor gut einem Jahr hat Google hier seinen „Cloud Space“ eröffnet, um mit Kunden ins Gespräch zu kommen. Solche Zentren gibt es unter anderem noch in London, Paris, Málaga, New York und São Paulo. Der Unterschied ist, dass Google im Münchner Cloud Space jetzt auch offiziell Datensouveränität verkauft.
Wie viel Geld Firmenkunden für die Dienstleistung bezahlen müssen, dazu machte Holfelder keine genauen Angaben. Auch nicht zu den Umsätzen, die Google mit dem Cloud-Geschäft in Deutschland erwirtschaftet. Er verwies auf den Quartalsbericht der Dachgesellschaft Alphabet. Demnach ist das Cloud-Geschäft im dritten Quartal um 34 Prozent auf 15,2 Milliarden US-Dollar (13,1 Milliarden Euro) gewachsen. Holfelder bestätigte, dass man davon ausgehen könne, dass das Wachstum in Deutschland ähnlich sei.SEBASTIAN HÖLZLE