Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius war nach München gekommen, um die ersten neuen Kampfpanzer in Empfang zu nehmen. © Sven Hoppe, dpa
München – Es war eine doppelte Premiere: Bei eisiger Kälte rollten gestern Nachmittag in München Allach zwei Leopard 2 der neuesten Generation A8 vor. Einer für Norwegen, einer für die Bundeswehr. Ergänzt wurde der Rollout durch die Panzerhaubitze 2000.
„Es ist ein richtig guter Tag für die Bundeswehr und für Deutschland“, sagte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). „Wir brauchen moderne Landstreitkräfte, dauerhafte Abschreckung und funktionierende europäische Industrie-Partnerschaften.“ Allerdings forderte Pistorius von der Rüstungsindustrie mehr Tempo: „Wir müssen eine Schippe drauflegen“, sagte er. Noch im Dezember soll ein Gipfel aller Beteiligten über diese Frage beraten.
Es ist seit 1992 der erste wirklich neu gebaute Kampfpanzer aus Deutschland. Denn bisher wurden nur bereits bestehende Fahrzeuge auf den jeweils technisch neuesten Stand gebracht. Eigentlich galt der Leopard 2 bereits als Auslaufmodell. Nach der Fusion von Krauss-Maffei Wegmann und Nexter (Frankreich) sollte ein völlig neues „Main Ground Combat System“ (MGCS) entwickelt werden. Doch wie bei dringlichen deutsch-französischen Rüstungsprojekten üblich, hakt es. Erst in den 2040er-Jahren würde MCGS nach gegenwärtigem Stand zur Verfügung stehen. Angesichts der Bedrohungslage zu spät.
Nun also noch ein Leopard und erstmals wieder ein völliger neugebauter, bei dem freilich vieles Bewährte beim Alten blieb: die 120 Millimeter Bordkanone mit bis zu fünf Kilometern Reichweite, zwei Maschinengewehre oder eine Nebelwurfanlage.
Die wichtigste Verbesserung: Der neue Leopard zerstört feindliche Geschosse bereits vor dem Aufprall. Dafür wird „Trophy“ eingesetzt, ein System des israelischen Herstellers Rafael.
Vier Radarsensoren sollen Angreifer wahrnehmen. Etwa eine anfliegende Panzerabwehrrakete. Ein Hochleistungsrechner berechnet die Flugbahn. Er entscheidet binnen Sekundenbruchteilen, welcher Werfer am Turm zum Einsatz kommt, um den Angreifer noch im Flug zu zerstören.
„Wir wissen, das der zweite Platz im Konflikt nicht ausreicht“, sagte KNDS Deutschland-Chef Ralf Ketzel, um die technische Überlegenheit des neuen Leopard zu unterstreichen. Doch nicht nur neueste Technik kommt zum Einsatz.
Auch die eigentliche Panzerung des Leopard 2 wird verstärkt. Es gibt auch viele Neuerungen im Detail: Der Panzer ist digitalisiert. Ein neues Periskop für den Kommandanten sorgt für besseren Überblick. Die bisher sehr komplexen Bedienelemente für den Richtschützen wurden vereinfacht.
Der Antriebsstrang bleibt. Ein MTU-Mehrstoffmotor mit zwölf Zylindern, aber nun 1600 PS, 100 mehr als bisher. Ein Getriebe von Renk überträgt die Kraft an die Ketten. Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 60 km/h, die Reichweite bei 450 bis 500 Kilometern.
Ab 2027 sollen die Leopard 2 A8 zur Truppe kommen. Die Ersten gehen direkt an einen möglichen Brennpunkt: Zur Panzerbrigade 45, die in Litauen stationiert ist.