Milan Nedeljković (links) startete seine Karriere bei BMW im Jahr 1993, seit 2019 ist er im Vorstand des Autobauers. Im Mai löst er Oliver Zipse (rechts) an der Konzernspitze ab. © Jan Woitas, dpa (l.)/Sven Hoppe, dpa (r.)
München – Er hat schon das Münchner Stammwerk geleitet, nun wird er der Chef des ganzen Konzerns: Milan Nedeljković soll Oliver Zipse als BMW-Chef ablösen. Der Wechsel an der Konzernspitze soll nach der Hauptversammlung im Mai 2026 stattfinden – und ist schon länger geplant. Der 1964 geborene Zipse liegt über der Altersgrenze von 60 Jahren, die BMW seinen Vorständen setzt. Nach 35 Jahren im Konzern tritt er im kommenden Jahr zurück und wird voraussichtlich in den Aufsichtsrat von Airbus wechseln.
Nedeljković tritt bei BMW in große Fußstapfen. Immerhin hat Zipse den Wandel zur Elektromobilität besser gemeistert als die Konkurrenz in Europa – obwohl er sich nie auf ein Enddatum für den Verbrenner festnageln lassen wollte. Doch auch Nedeljković hat seinen Anteil an diesem Erfolg. Seit 2019 ist er Chef des weltweiten Produktionsnetzwerkes von BMW. Bei laufendem Betrieb ließ er das Münchner Stammwerk umkrempeln, setzte mit Nvidia digitale Zwillinge aller Werke auf, investierte allein fünf Milliarden in die Elektrifizierung der deutschen Fabriken und gab ein Vielfaches für fünf neue Batteriefabriken, ein neues Werk in Ungarn und Projekte in Ländern wie den USA, China oder Mexiko aus.
Dass ausgerechnet Nedeljković nun Zipse ablöst, ist also kein Zufall. Die Übergabe folgt zudem einer langen Tradition bei den Münchnern: auch Zipse und dessen Vorgänger Harald Krüger und Norbert Reithofer waren wie Nedeljković einmal BMW-Produktionschefs und wie sie ist der 1969 im serbischen Kruševac geborene Manager ein Urgestein des Konzerns. 1993 startete er nach einem Maschinenbaustudium in Aachen und dem berühmten MIT im amerikanischen Cambridge seine Karriere bei BMW, parallel zu seiner Promotion an der TU München arbeitete er schon in verschiedenen Führungspositionen in den Werken in München und Regensburg. 2006 ging er zum BMW- und Mini-Werk nach Oxford, ab 2013 leitete er das Werk in Leipzig, ab 2015 das in München, bevor er 2019 als Produktionschef in den Vorstand berufen wurde.
Während sich Nedeljković in den letzten Jahren viel mit der Digitalisierung und der Vorbereitung der Fabriken für den Bau von E-Autos beschäftigte, warten als künftiger BMW-Chef weitere Aufgaben auf ihn. Er muss zum Beispiel die schleppenden Verkäufe in China wieder ankurbeln und die Versorgung des Autobauers mit wichtigen Vorprodukten wie Chips und strategischen Rohstoffen sichern. Auch zu politischen Themen wie Handelsbarrieren, Zöllen oder dem Verbrenner-Aus wird er künftig öfter Stellung beziehen. Seine ruhige und besonnene Art sowie seine strategische Herangehensweise und Durchsetzungsfähigkeit könnten ihm dabei helfen, den Konzern durch die vermutlich turbulenten kommenden Jahre zu steuern, heißt es bei BMW.
Laut Kollegen ist der mit zwei Jahren aus Serbien nach Deutschland gekommene Nedeljković nicht gerade ein Selbstdarsteller – angesichts der gesellschaftlichen und politischen Kurzatmigkeit kann das Vorteil und Nachteil sein. Im Job soll der Vater von drei Kindern Teamplayer bevorzugen, im Sport auch: an der Uni in Cambridge hat er ab und zu im Ruderboot gesessen und in seiner Jugend hat der groß gewachsene Schlaks Basketball gespielt. Noch heute soll man ihn regelmäßig als Fan im SAP Garden im Münchner Olympiapark sehen, wo BMW die Basketballer des FC Bayern sponsert. Auch wenn es von seinem neuen Büro oben im BMW-Turm nur wenige Minuten Fußweg dorthin sind: Als BMW-Chef wird ihm für Basketball ab Mai wohl weniger Zeit bleiben.