Strom wird flächendeckend günstiger. © Oliver Bodmer
München – Es sind gute Nachrichten: Die Grundversorger senken im kommenden Jahr deutlich die Preise für Strom und Gas. Gerade in der Fläche sinken die Preise dadurch teils drastisch. Das zeigen Daten des Vergleichsportals Verivox. Im südlichen Oberbayern profitieren davon vor allem Kunden, die in der Grundversorgung von Branchenprimus Eon sind: Hier sinken die Kosten für einen Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden (kWh) teilweise um 20 Prozent (siehe Tabelle). Auch die meisten Stadtwerke senken die Kosten. Unsere Berechnungen sind allerdings nicht eins zu eins auf alle Kunden zu übertragen: Die meisten Versorger haben zwar die Arbeitspreise pro kWh deutlich gesenkt, aber dafür den Preis der Grundgebühr pro Monat erhöht. Großverbraucher profitieren also zum neuen Jahr überproportional.
Ursächlich dürfte mehrheitlich der Zuschuss zu den Stromnetzentgelten sein, den die Bundesregierung aus dem Steuertopf finanzieren will. Er gilt zunächst für das Jahr 2026.
Doch wen betrifft das eigentlich? Die Grundversorgung ist der Standardtarif, mit dem jeder Verbraucher ohne eigenen Strom- oder Gasvertrag abgerechnet wird. Das übernimmt in jeder Kommune der Energieversorger mit den jeweils meisten Kunden. Laut der Bundesnetzagentur ist rund ein Viertel der deutschen Stromkunden beim Grundversorger, beim Gas ist es ein Fünftel. Die Grundversorgung wird von der Bundesnetzagentur reguliert. Dementsprechend mussten die Anbieter auch die Senkung der Stromnetzentgelte an ihre Kunden durchreichen.
Grundversorgung verhält sich oft träge
Bei den Gaskunden ergibt sich ein gemischtes Bild: Laut einem Bericht des Bayerischen Rundfunks (BR) senken Eon und die Stadtwerke von Landshut, Bamberg und Passau ihre Preise um zehn bis 14 Prozent. Die Stadtwerke München wollen den Gaspreis in der Grundversorgung demnach um acht Prozent senken. Für die meisten Bayern – die 80 Prozent, die nicht in der Grundversorgung sind – tut sich laut BR aber nicht viel: Zwar übernimmt der Steuerzahler ab 2026 die Gasspeicherumlage von 0,344 Cent/kWh, doch dafür steigen der CO2-Preis und vielerorts die Netzentgelte. Die letzteren beiden Kostenpunkte werden aller Voraussicht nach in den kommenden Jahren deutlich steigen.
Die meisten Verbraucher haben einen Sondertarif. Das sind die wettbewerblichen Angebote der Versorger, die schneller auf Marktbedingungen reagieren und damit oft günstiger sind, als die Grundversorgung. Die Preise werden meist für ein bis zwei Jahre festgelegt und danach oft nur sporadisch angepasst. Deshalb ist es gut möglich, dass einige Versorger den Netzentgeltzuschuss als Marge einstreichen. Um davon – und allgemein gesunkenen Preisen – zu profitieren, müssen Verbraucher entweder beim bestehenden Versorger ein neues Angebot einholen oder in einen neuen Sondertarif wechseln.
Anbieterwechsel lohnt sich meist
Spätestens seit der Erfindung von Online-Preisvergleichs-Portalen wie Verivox oder Check24 liefern sich die Versorger hier unerbittliche Preisschlachten. Mittels hoher Wechselboni sind damit im ersten Vertragsjahr Konditionen weit unter dem Niveau der Grundversorgung möglich. Ein Beispiel: Aktuelle Tarife der Branchenriesen Eon und Vattenfall kosten für einen großen Haushalt (4000 kWh) kaum mehr als 1000 Euro im ersten Jahr. Das ist gut ein Drittel weniger, als in der Grundversorgung. Der Nachteil: Nach dem Ende der Preisbindung sind viele Sondertarife nur durchschnittlich gut. Es gewinnen die Verbraucher, die jedes Jahr den Anbieter wechseln. Dabei sollte man aber nicht blind den günstigsten Anbieter wählen: Der Versorger sollte solide genug sein, seine Verpflichtungen auch in Krisenzeiten zu erfüllen.