Wenn im nächsten Jahr die Mehrwertsteuer in der Gastronomie auf sieben Prozent sinkt, verhindert das allenfalls weitere Preissteigerungen – so der Tenor in der Branche. © Sina Schuldt
München/Berlin – Wird das Essen im Restaurant oder Schnellimbiss im kommenden Jahr billiger? Noch muss der Bundesrat der geplanten Mehrwertsteuersenkung auf Speisen in der Gastronomie zustimmen. Doch bereits im Vorfeld dämpfen Gastronomen die Hoffnungen, dass mit der Steuer auch die Preise sinken könnten.
Sieben statt 19 Prozent sollen künftig auf Speisen in der Gastronomie gelten, so hatten es CDU/CSU und SPD im Koalitionsvertrag vereinbart. Der Bundestag hat dem bereits zugestimmt, der Bundesrat berät am Freitag. Kommt auch dort grünes Licht, dann könnte die Steuer zum Jahreswechsel sinken.
■ Preise könnten um zehn Prozent sinken
Rein rechnerisch könnten die Preise dann um rund zehn Prozent sinken: Den Burger mit Beilage im Steakhouse könnte es dann schon für 16,18 Euro geben statt für 18 Euro, die Pizza beim Italiener statt 14,95 Euro nur noch 13,44 Euro kosten. Vorausgesetzt, die Wirte würden die Senkungen eins zu eins an ihre Kunden weitergeben. Doch danach sieht es nicht aus.
„Unsere Kosten für Personal und Zutaten sind massiv gestiegen“, erklärte die Pizza-Kette L‘Osteria auf Anfrage. „Eine pauschale Preissenkung auf der gesamten Karte wäre daher betriebswirtschaftlich nicht seriös darstellbar, ohne an der Substanz, der Qualität, zu rütteln.“ Stattdessen setze man auf Preisstabilität. Wenn die Steuersenkung wie geplant komme, „werden wir auf eine breite Preiserhöhung verzichten können.“
■ Dringend nötige Hilfe für Gastronomen
Die Fischrestaurant-Kette Nordsee plant immerhin „spezielle Rabattierungen und attraktive Angebote“. Allerdings: „Eine pauschale Preissenkung über das gesamte Sortiment im Umfang der Mehrwertsteuerreduktion ist jedoch nicht möglich.“ Die Mehrwertsteuersenkung sei eine dringend benötigte Unterstützung, um die gestiegenen Kosten zumindest teilweise ausgleichen zu können. Flächendeckende Preissenkungen würden diesen Effekt wieder aufheben.
■ Steuererhöhungen kommen eher an
Dass die Steuersenkung kaum bei den Kunden ankommen dürfte, kommt für Matthias Firgo von der Tourismus-Fakultät der Hochschule München nicht überraschend. „Steuersenkungen werden in aller Regel zu einem geringeren Anteil an die Konsumenten weitergegeben als Steuererhöhungen“, sagte der Professor für Volkswirtschaftslehre. Das habe sich bereits mehrfach in einer ganzen Reihe von internationalen Studien gezeigt. „Ich rechne daher nicht damit, dass die Preise spürbar sinken werden. Eher ist zu erwarten, dass sich die Preissteigerungen verlangsamen.“
Ganz anders sei dies noch 2024 gewesen, als die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie angehoben wurde. Das sei damals im Laufe des Jahres zu rund 70 Prozent an die Kunden weitergegeben worden, so das Ergebnis einer Studie Firgos, der die damaligen Auswirkungen untersucht hat. „Bei Steuererhöhungen gibt es diesen unmittelbaren Anreiz. Da muss ich sofort anpassen, sonst mache ich vielleicht Verlust oder zumindest sinkt die Gewinnmarge.“ Bei einer Steuersenkung gebe es diesen Druck nicht.
■ Fastfood-Ketten halten sich bedeckt
Die Kette Kentucky Fried Chicken sprach zumindest davon, dass „punktuelle Preissenkungen denkbar“ seien. Das liege aber in der Preishoheit der jeweiligen Franchise-Partner. Insgesamt werde die Senkung aber vor allem helfen, die Betreiber zu stärken. „Viele von ihnen waren in den vergangenen Jahren mit erheblichen wirtschaftlichen Belastungen konfrontiert.“
Auch die Schnellimbiss-Kette Burger King verwies auf die Preishoheit der jeweiligen Betreiber vor Ort. Daher ließen sich keine bundesweit einheitlichen Aussagen zu konkreten Preisen machen. „Unser Ziel ist es jedoch, die Entlastung zur Stabilisierung bestehender Preise zu nutzen.“ McDonald‘s wollte sich noch nicht konkret zum Thema äußern.
■ Maßnahme zur Zukunftssicherung
Auch der Branchenverband für Hotels und Gaststätten Dehoga dämpfte bereits im Vorfeld die Hoffnungen auf sinkende Preise. „Klar ist: Die sieben Prozent Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie sind die wichtigste Maßnahme zur Zukunftssicherung der Restaurants, Wirtshäuser und Cafés“, sagte eine Sprecherin. DPA