Frankfurt – Viele Aktionärinnen und Aktionäre deutscher Konzerne müssen sich auf geringere Ausschüttungen einstellen. Mit geschätzt 60,5 Milliarden Euro wird die Dividendensumme der 90 Unternehmen in Dax und MDax für das Geschäftsjahr 2025 um rund 1,8 Milliarden Euro beziehungsweise 2,9 Prozent geringer ausfallen als ein Jahr zuvor, wie die Dekabank errechnet hat. Acht der Konzerne planen nach derzeitigem Stand eine Nullrunde für die Anteilseigner: im Deutschen Aktienindex der Online-Modehändler Zalando sowie im MDax die Unternehmen Auto1, Delivery Hero, Hellofresh, Ionos, Nordex, Redcare Pharmacy und Teamviewer.
Vor allem die Krise im Automobilsektor bremst: Unter den sieben Unternehmen in der ersten deutschen Börsenliga, bei denen ein Rückgang der Ausschüttungen erwartet wird, sind fünf aus der Autobranche: BMW, Mercedes-Benz, VW, Porsche Holding und Continental. Bei Mercedes-Benz, Porsche und Volkswagen fällt der Rückgang mit je rund 40 Prozent sehr drastisch aus. Damit setze sich der negative Trend aus dem Vorjahr fort, schreiben die Volkswirte der Dekabank: Der „Bedeutungsverlust der deutschen Automobilindustrie“ treffe nun „auch mit voller Wucht die Unternehmensgewinne und Dividendenausschüttungen“. Deka-Kapitalmarktexperte Joachim Schallmayer prognostiziert: „Mit einer schnellen Rückkehr zur Dividendenstärke ist in dem Sektor nicht zu rechnen.“
■ Finanzbranche glänzt
Während die im Dax vertretenen Autohersteller zusammen noch knapp 6,8 Milliarden Euro und damit 3,3 Milliarden Euro weniger als vor Jahresfrist an ihre Anteilseigner zahlen werden, sorgt der Finanzsektor für einen wahren Geldregen: Mit 14,2 Milliarden Euro stehen Allianz, Hannover Rück, Münchener Rück, Commerzbank, Deutsche Bank und Deutsche Börse mit Abstand für den Löwenanteil der erwarteten Dax-Dividenden von 52,9 Milliarden Euro. Auf die größte Summe können erneut die Anteilseigner des Versicherers Allianz hoffen: 6,5 Milliarden Euro.
Der Index-Rekord von 54,3 Milliarden Euro Dividenden, die im Jahr 2024 für das Geschäftsjahr 2023 flossen, wird aber verfehlt. Doch obwohl ein Rückgang des Gesamtvolumens der Ausschüttungen erwartet wird, liegen die Prognosen für mehr als die Hälfte der 40 Dax-Unternehmen über den Vorjahreswerten: für 23 Unternehmen wird eine Erhöhung der Ausschüttungen prognostiziert.
Die 50 im Index für mittelgroße Unternehmen (MDax) gelisteten Unternehmen werden für das Geschäftsjahr 2025 zusammen 7,6 Milliarden Euro als Dividenden zahlen und damit rund 15 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Im MDax wird bei 22 Unternehmen ein Anstieg der Ausschüttung je Aktie erwartet, bei 20 Unternehmen geht die Dekabank von einer unveränderten Dividende aus, bei 8 Unternehmen wird es weniger.
Den deutlichen Rückgang der Gesamtsumme im MDax erklärt die Dekabank mit der Porsche AG: Da die Berechnungen auf Basis der aktuellen Indexzusammensetzung erfolgen, wird der Stuttgarter Sportwagenhersteller, der im September 2025 aus der ersten deutschen Börsenliga abgestiegen war, in beiden Jahren dem MDax zugerechnet. Ohne Berücksichtigung von Porsche läge die Ausschüttungssumme der mittelgroßen Firmen für das Geschäftsjahr 2025 um 2,4 Prozent über dem Vorjahreswert.
■ Solider Zusatzertrag
Auch wenn die Dividenden in den letzten beiden Jahren leicht rückläufig waren: Für Anleger stellen sie eine solide Zusatzeinnahme neben den Kursgewinnen dar. Letztere summierten sich im Dax 2025 auf fast 19 Prozent, seit 2019 waren es sogar mehr als 50 Prozent. Lege man die ausgeschütteten Dividenden wieder in deutsche Aktien an, sei das ein „Turbo für jedes Wertpapierdepot“, so die Deka. Für 2026 erwarten die Experten der Fondsgesellschaft zwar, dass die Unternehmensgewinne um satte 17 Prozent anziehen könnten. Mit deutlich höheren Ausschüttungen dürfe man aber nicht rechnen, da bei vielen Konzernen hohe Investitionen anstehen.
Dennoch machen die Deutschen nach wie vor einen Bogen um Aktien. Laut einer Auswertung der Berater von EY wird nur ein Drittel aller Aktien im deutschen Leitindex auch von deutschen Anlegern gehalten. In diesem Jahr ging deshalb rund die Hälfte der für 2024 ausgeschütteten Dividenden ins Ausland. Die Deutschen müssten sich einfach mehr in Aktien engagieren, um mehr von den Ausschüttungen ihrer Großkonzerne zu profitieren, so Henrik Ahlers von EY. „Leider ist die Aktienkultur in Deutschland aber nach wie vor schwach ausgeprägt.“