Raketen überall: Über Städten wie München ist der Himmel an Silvester hell erleuchtet. In den Pandemiejahren 2020 und 2021 war Feuerwerk verboten, doch das hat die Böllerlust offenbar nur noch gesteigert. © Matthias Balk/dpa
Eitorf – Deutschlands Feuerwerksfirmen nehmen an Silvester den nächsten Verkaufsrekord in den Blick. „Unser Warenvolumen im Handel ist etwa zehn Prozent größer als vor einem Jahr“, sagt der Vertriebsleiter von Weco, Oliver Gerstmeier, in Eitorf bei Bonn. Vor einem Jahr war es sogar um 25 Prozent nach oben gegangen. Der Verband der pyrotechnischen Industrie blickt positiv auf das Silvestergeschäft. „Es dürfte mehr ausgeliefert sein als im vergangenen Jahr – das ist bemerkenswert, schließlich war es im vergangenen Jahr schon sehr viel“, sagt Verbandsgeschäftsführer Klaus Gotzen.
Ob sich die hohen Erwartungen erfüllen, wird sich in den kommenden Tage zeigen. Der Verkauf hängt laut Gotzen auch vom Wetter ab: Ist es regnerisch, sinkt die Lust, sich lange auf die Straße und in den Garten zu stellen und Feuerwerk zu zünden. 2024 hatte der Verband einen Umsatz von 197 Millionen Euro im Silvestergeschäft in Deutschland vermeldet, in den Jahren vor der Corona-Pandemie waren es im Schnitt 115 Millionen Euro. Dieses Jahr steht in Bau- und Supermärkten ein Rekord-Sortiment zum Kauf bereit. Was nicht verkauft wird, geht als Retoure zurück an die Firmen. Im vergangenen Jahr sei allerdings nur wenig zurückgekommen, sagt Weco-Vertriebsleiter Gerstmeier. Weil Containerfracht aus China teurer geworden ist, geht er davon aus, dass die Preise für Böller und Raketen dieses Jahr im Handel etwas höher sein dürften.
Das Abbrennen von Feuerwerk und das Zünden von Böllern ist für viele Menschen in Deutschland ein Ärgernis. Tierschützer warnen vor den negativen Folgen für Tiere. Katzen und Hunde werden unter Stress gesetzt, Wildtiere werden aufgeschreckt und verbrauchen wertvolle Energie, mit der sie durch den Winter kommen müssen. Umweltschützer wiederum monieren eine Vermüllung der Umgebung und eine Verschwendung von Ressourcen. Zu den Befürwortern eines Böllerverbots gehört auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP). Sie kritisiert, dass immer häufiger Polizisten mit Böllern und Raketen angegriffen würden. Die Innenminister der Bundesländer konnten sich unlängst nicht auf ein Böllerverbot einigen. Ein Verbot von privatem Feuerwerk auf der Nordseeinsel Föhr wurde unlängst von einem Gericht gestoppt.
Weco-Vertriebsleiter Gerstmeier sieht die steigende Nachfrage nach Feuerwerk als Beleg, dass sich die deutliche Mehrheit der Bevölkerung das Feuerwerk nicht verbieten lassen möchte. „Das neue Jahr mit einem farbenfrohen Feuerwerk zu begrüßen, ist für viele Menschen eine schöne Sache – das sollte man respektieren, anstatt es mit einer immer wieder aufflammenden Verbotsdebatte zu diskreditieren.“ Der Verband der pyrotechnischen Industrie weist darauf hin, dass das Gros der in Deutschland lebenden Menschen mit Silvesterfeuerwerk ordnungsgemäß umgehe. „Nur eine kleine Zahl von Chaoten und Krawallmachern in wenigen Großstädten verwenden zumeist illegales Feuerwerk in der Silvesternacht, um bewusst Menschen zu gefährden oder Sachbeschädigungen vorzunehmen“, sagt Verbandsgeschäftsführer Gotzen. „Mit einem generellen Feuerwerksverbot würde man wegen dieser wenigen Chaoten die vielen Millionen Menschen, die Freude am legalen Silvesterfeuerwerk haben und dieses in völlig verantwortungsvollem Rahmen abbrennen, kollektiv mit bestrafen.“
Weco ist die letzte große Feuerwerksfirma, die noch in Deutschland herstellt. Mit rund 260 Mitarbeitern machte sie zuletzt rund 136 Millionen Euro Umsatz. Nur etwa 15 Prozent davon entfallen auf Waren aus der eigenen Produktion, der Rest ist Importware vor allem aus China. Die Konkurrenten Nico aus Berlin und Comet aus Bremerhaven sind reine Händler, sie importieren ihre Ware komplett. In Freiberg (Sachsen) gibt es mit der FKF GmbH noch einen weiteren Produzenten in Deutschland, er reicht aber längst nicht an das Massengeschäft von Weco heran.