Mit den sogenannten Generalsanierungen wollen Bund und Bahn bis Mitte der 2030er-Jahre zumindest viel befahrene Strecken in Deutschland rundum erneuern. © Kneffel, dpa
Berlin – Mehr als 23 Milliarden Euro will die Deutsche Bahn im kommenden Jahr in die Modernisierung des Schienennetzes stecken – so viel wie noch nie. „Mehr als die Hälfte des Geldes fließt in das Bestandsnetz“, sagte der Chef des für die Infrastruktur zuständigen Bahn-Unternehmens DB InfraGo, Philipp Nagl. „Die weiteren Mittel gehen in die Digitalisierung, in den Neu- und Ausbau, in kleine und mittlere Maßnahmen, die Bahnhöfe und eine Reihe kleinerer Themen.“
■ 28 000 neue Baustellen geplant
Schon in diesem Jahr hat die Bahn rund 19 Milliarden Euro in die Ertüchtigung der als überaltert und überlastet geltenden Schieneninfrastruktur gesteckt. Tausende Weichen und hunderte Kilometer Oberleitungen wurden erneuert sowie knapp 2300 Kilometer Gleise. Außerdem wurden 60 neue Stellwerke in Betrieb genommen. „Wenn wir die Investitionen ins Bestandsnetz auf diesem Niveau dauerhaft fortführen, kann das Netz stetig besser werden“, sagte Nagl. 2025 zählte die Bahn insgesamt rund 26 000 Baustellen, kommendes Jahr werden es voraussichtlich 28 000. Im ablaufenden Jahr hat InfraGo zudem rund 950 ihrer 5700 Bahnhöfe modernisiert.
■ „Miserables Management“
Die Baustellen der Bahn sorgen bei der Aufsichtsbehörde aber auch für Ärger: Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, wirft der Deutschen Bahn ein „miserables Baustellen-Management“ vor. Er verstehe, dass die Modernisierung des Schienennetzes eine gewaltige Herausforderung sei, eine Operation am offenen Herzen, sagte Müller der „Rheinischen Post“. „Aber der Personen- und Güterverkehr muss weiterlaufen.“
Vor allem kurzfristige Baustellen seien ein Problem. Im Sommer habe die Bahn den Wettbewerbern nur 62 Prozent der Baustellen rechtzeitig mitgeteilt, im Spätherbst seien es nur 55 Prozent gewesen. „So geht das nicht weiter“, sagte Müller und verwies darauf, dass seine Behörde gegen die Bahn vorgehe.
Die Bundesnetzagentur habe gegen die Bahnnetz-Tochter InfraGO Zwangsgelder verhängt – und zwar 2,8 Millionen Euro wegen mangelhafter Baustellen-Ankündigungen.
Trotz der hohen Summen, die inzwischen verbaut werden, merken Fahrgäste weiterhin täglich, wie schlecht es um das Schienennetz in Deutschland bestellt ist. Die Pünktlichkeit im Fernverkehr ist rekordverdächtig niedrig. Viele Baustellen bremsen nach wie vor den Zugverkehr aus, und unvorhergesehene Störungen sind an der Tagesordnung.
Grund sind laut InfraGo-Chef. die hohe Belastung und das Alter vieler Komponenten. Relais-Stellwerke zum Beispiel seien ausgelegt für 40 Jahre –- „und heute zum Teil schon seit 70 Jahren im Einsatz“. Irgendwann komme jedes Bauteil an die Grenze der Nutzbarkeit, zumal immer mehr Verkehr auf diesen Anlagen rolle.
■ Pünktlicher über die Feiertage
Über die Feiertage gab es aber auch Erfreuliches zu vermelden: An den Weihnachtstagen waren die Züge der Deutschen Bahn deutlich pünktlicher als sonst. Die Pünktlichkeitsquote im Fernverkehr lag am 24., 25. und 26. Dezember bei über 75 Prozent, wie die Bahn mitteilte. Dies waren rund 20 Prozentpunkte mehr als im November-Schnitt. Die Bahn verwies auf einen hohen Personal- und Zugeinsatz, aber auch auf die Reduzierung von Baustellen über die Feiertage. MM, DPA