„Bei jedem Verdacht anrufen“

von Redaktion

Nachgefragt . . .

Die dunkle Jahreszeit ist die Hochsaison der Wohnungseinbrüche. Deshalb will die oberbayerische Polizei für dieses Thema sensibilisieren – und hat an diesem Sonntag den „Tag des Einbruchschutzes“ ins Leben gerufen. Stefan Sonntag, Sprecher des Präsidiums Oberbayern Süd, erklärt, was jeder tun kann, um sich zu schützen. Außerdem hat er einen Appell an alle Bürger.

-Warum brauchen wir einen Tag des Einbruchschutzes? Schätzen viele Bayern die Risiken falsch ein?

Nein, das glaube ich nicht. Wir haben in den letzten Jahren sehr viel Öffentlichkeitsarbeit betrieben, sodass das Thema inzwischen bei jedem angekommen ist. Unser Ziel ist es aber, die Einbruchzahlen weiter zu senken.

-Haben Sie das bereits geschafft?

Ja, seit drei Jahren sind die Zahlen zum Glück rückläufig. Wir hatten aber in den Jahren zuvor – das wollen wir nicht verschweigen – teils enorme Zunahmen. 2014 hatten wir mit 608 Einbrüchen einen Rekord, 2016 waren es nur noch 502 Einbrüche. Auch dieses Jahr sind die Zahlen wieder rückläufig. Wir sind auf einem guten Weg.

-Wie ist es Ihnen gelungen, die Zahlen zu senken?

Vor allem durch Öffentlichkeitsarbeit. Jeder Bürger in unserer Region ist mit dem Thema über die Medien immer wieder konfrontiert worden. Wir haben unsere Tipps bei jeder Gelegenheit weitergegeben.

-Wie wirkt es sich auf das Sicherheitsgefühl aus, dass so viel über Einbrüche gesprochen wird?

Die Schere zwischen der tatsächlichen Kriminalität und der gefühlten Kriminalität geht weit auseinander. Die Einbruchzahlen sind bei uns in Bayern bis vor ein paar Jahren zwar gestiegen.Wenn man sie aber mit anderen Bundesländern vergleicht, sind sie auf einem sehr niedrigen Stand. Die Bürger empfinden einen Einbruch aber als Bedrohung für ihr persönliches Lebensumfeld. Das ist auch nachvollziehbar. Jedes Einbruchsopfer ist ein Stück weit traumatisiert.

-Was raten Sie den Menschen, um gar nicht erst Opfer eines Einbruchs zu werden?

Zum einen ist es wichtig, sich technisch gut auszurüsten. Die Schließanlagen an Fenstern und Türen müssen sicher sein. Dadurch scheitert schon jeder zweite Einbruchsversuch im Anfangsstadium. Die Täter möchten möglichst schnell hinein. Wenn ihnen das nicht gelingt, brechen sie ab. Genauso wirksam ist aber gute Nachbarschaftshilfe. Wenn alle die Augen offen halten und es nicht auf sich beruhen lassen, wenn sie ein fremdes Auto bei Nachbarn sehen, obwohl die im Urlaub sind, lassen sich viele Einbrüche verhindern. Wir wünschen uns, dass jeder sofort die 110 ruft, wenn er etwas Verdächtiges beobachtet. Vergangenes Jahr hatten wir sehr viele erfolgreiche Einsätze dank solcher Anrufe.

-Müssen Anrufer Konsequenzen fürchten, wenn es sich um falschen Alarm handelt?

Nein, diese Angst wollen wir den Bürgern nehmen. Die Anrufe stören uns nicht und sie sind kostenlos. Sollte sich eine Beobachtung im Nachhinein als Fehlalarm erweisen – umso besser. Wir werden lieber einmal zu oft angerufen als einmal zu wenig. Interview: Katrin Woitsch

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