Nachgefragt . . .
Im Schatten der Olympischen Winterspiele fast unbemerkt hat Deutschland einen Weltmeister-Titel erobert: Andreas Merk ist seit dieser Woche weltbester Heißluftschiffpilot. Bei der WM am Tegernsee gewann der 36-jährige Kfz-Meister aus Leutkirch im Allgäu gegen neun Piloten aus fünf Ländern. Im Interview verrät er, was hinter dem Erfolg steckt und weshalb das Luftschiff-Fahren populärer werden soll.
-Herr Merk, herzlichen Glückwunsch zum WM-Titel! Was können Sie und Ihr Luftschiff besonders gut?
Mein Luftschiff ist schon etwas in die Jahre gekommen. Der starke Wind hat die Hülle immer wieder deformiert, was die Sache nicht einfach gemacht hat. Das Tegernseer Tal ist zwar wunderschön, aber der Wind kommt von den Bergen, vom See, von oben und von unten. Das macht die Verhältnisse unberechenbar. Zum Glück hatte ich ein super Team und einen guten Lauf – ich habe mir die Kombination aus Schnelligkeit und Präzision auf die Fahnen geschrieben: Nicht lange rumdödeln, sauber fahren, das hat vor allem bei den Zielabwurf-Übungen gut funktioniert.
-Wie wird man eigentlich Luftschiffpilot?
Den Fuß in die Tür bekommt man übers Heißluftballon-Fahren. Wer sich dann längere Zeit in einer Luftschiff-Crew engagiert, kann irgendwann die Pilotenausbildung machen. Und es braucht einen Sponsor, in meinem Fall Ratiopharm. Als reines Hobby ist ein Luftschiff viel zu teuer. Aber die Schiffe sind tolle Werbeträger und begeistern das Publikum. Die zehn Stück, die derzeit in Deutschland unterwegs sind, sind viel zu wenige. Es könnte ein Breitensport werden.
-Deutschland ist anscheinend schon eine Luftschiff-Nation: Das ganze WM-Podium ist schwarz-rot-gold.
Für uns ist das erfreulich – spiegelt aber auch das Material wider. Unsere Konkurrenten aus Polen und Litauen zum Beispiel waren da etwas benachteiligt und haben unter dem schwierigen Wetter gelitten. Denen hätte ich etwas bessere Resultate gegönnt.
-Sie sind 36, in dem Alter hören viele Spitzensportler auf. Haben Sie noch Ziele?
(lacht) Da muss ich dementieren: Wir sind keine Leistungssportler. Ich gehöre zu den jüngsten Piloten, die mitmachen. Umso schöner, dass ich den alten Hasen, darunter Berufspiloten, zeigen konnte, wo der Hammer hängt. Sportlich habe ich mein Ziel erreicht, jetzt freue ich mich auf weitere freundschaftliche Wettbewerbe mit den anderen Piloten.
Interview: Josef Ametsbichler
Infos zu und Bilder von der Luftschiff-WM am Tegernsee gibt es im Internet: world-championship.org