Fuchsbandwurm

Der Erreger, den Beerensammler fürchten

von Redaktion

Von Herbert Mackert und Marco Krefting

Erlangen/Berlin – Eine Ansteckung mit dem Fuchsbandwurm kann für Menschen lebensgefährlich sein – kommt aber sehr selten vor. Im Vergleich zu den Vorjahren waren die Meldezahlen nach Angaben des Robert Koch-Instituts im Jahr 2017 wieder rückläufig: 30 Fälle gab es. Allein zwölf Patienten kamen aus Baden-Württemberg, sechs aus Hessen und fünf aus Bayern – wobei das RKI darauf hinweist, dass davon nicht in jedem Fall auf den Infektionsort geschlossen werden kann.

Generell komme der Fuchsbandwurm, wissenschaftlich Echinococcus multilocularis, nur auf der nördlichen Hälfte der Weltkugel vor, in Europa vor allem in Süddeutschland, der Nordschweiz, Westösterreich und Ostfrankreich. Seit 2010 gab es in jedem Jahr mehr als 30 – im Jahr 2015 sogar fast 50 – Fälle von alveolärer Echinokokkose, wie die vom Fuchsbandwurm ausgelöste Krankheit beim Menschen heißt.

Infizierte Menschen haben zunächst keine Beschwerden oder Schmerzen, wie das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit erklärt. „Der Erreger befällt unbemerkt die Leber, in der sich die Larven des Bandwurms entwickeln.“ Manchmal würden auch die Lunge oder das Gehirn befallen. „Die Larven wachsen sehr langsam und zerstören tumorartig das Organ.“ Bis die ersten Symptome auftauchen, könne es mehr als zehn Jahre dauern.

Noch vor 30 Jahren galt eine Ansteckung als Todesurteil. Heute gibt es Medikamente, die den Erreger in Schach halten, eine vollständige Heilung ist aber noch nicht möglich, wie Professor Klaus Brehm vom Institut für Hygiene am Uniklinikum Würzburg erklärt. „Die Medikamente können das Wachstum der Larve im Körper des Menschen eindämmen, sind aber nicht in der Lage, das Larvengewebe abzutöten, sodass Patienten die Arznei ein Leben lang nehmen müssen.“

Die geschlechtsreifen, drei bis vier Millimeter langen Würmer leben im Darm von Fleischfressern, in Europa vor allem von Rotfuchs, Marderhund und auch Hund und Katze. Die Tiere scheiden mit dem Kot die reifen Eier aus. Diese seien gegenüber Umwelteinflüssen sehr resistent, könnten unter günstigen Bedingungen mehrere Monate infektiös bleiben. Ein Abtöten der Eier sei nur durch kurzes Abkochen oder ein mehrere Tage dauerndes Einfrieren bei minus 80 Grad möglich.

Der Übertragungsweg des Fuchsbandwurms auf den Menschen ist noch nicht richtig erforscht. Eine Übertragung von einem Haustier auf den Menschen ist weltweit bisher noch in keinem Fall nachgewiesen worden, dennoch kann eine Übertragung vom Hund nicht ausgeschlossen werden. Daher sollten Hunde, die herumstreunen und Mäuse jagen, regelmäßig auf Bandwürmer untersucht und entwurmt werden. Bei Katzen besteht nur ein geringes Übertragungsrisiko, weil sie eine geringere Empfänglichkeit für den Fuchsbandwurm haben und im Falle einer Infektion sehr viel geringere Eizahlen ausscheiden.

Das Sammeln von Beeren oder Pilzen ist in keiner Studie als Risikofaktor identifiziert worden. Man müsste mehrere Hundert Eier des Fuchsbandwurms aufnehmen, um sich zu infizieren, sagte Biologe Brehm. „Je höher eine Beere am Strauch hängt, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Beere mit Fuchskot in Verbindung kommt. Das heißt, die Beere muss schon erkennbar mit Fuchskot verunreinigt sein und kaum jemand wird so eine Beere essen“, betonte Brehm.

Das Ansteckungsrisiko von Stadtfüchsen sollte ernst genommen werden. Bei regelmäßigem Fuchsbesuch im Garten sei es ratsam, den Fuchskot mit einer umgestülpten Plastiktüte konsequent vom Grundstück abzusammeln. Laut einer Untersuchung sind 27 Prozent der Tiere mit dem Parasit befallen.

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