Regensburg – „So ein Scheißdreck“, tönt es in derbem Bairisch aus dem Lautsprecher auf der Richterbank und einige Zuhörer im Saal können ein leises Gelächter nicht unterdrücken. Im Korruptionsprozess gegen den Regensburger OB Joachim Wolbergs rückte am Dienstag zum ersten Mal die Telefonüberwachung der vier Angeklagten in den Fokus. Die Verteidigung hatte mehrfach vergeblich beantragt, die Protokolle abgehörter Gespräche nicht zu verwerten und der Mann, der da laut fluchte, ist Norbert Hartl. Der Ex-Fraktionschef der Regensburger SPD soll mitgewirkt haben bei den Delikten, die ihm, Wolbergs, dem Bauträger Volker Tretzel und dessen früherem Mitarbeiter Franz W. vorgeworfen werden: sechsstellige Parteispenden und millionenschweres Sponsoring des örtlichen Fußballvereins gegen Vorteile bei städtischen Grundstücksvergaben.
Was das Publikum zum Lachen bringt, beurteilt die Vorsitzende Richterin Elke Escher als „sehr unerfreulich“. Mehrfach wird deutlich: Bei den Abschriften, die den Ermittlungsakten beigelegt wurden, fehlen immer wieder komplette Passagen der Telefonate und entlastende Aussagen der Angeklagten. Wolbergs’ Strafverteidiger Peter Witting spricht von einem „großen Mangel, der diesem Verfahren anhaftet“. „Es geht hier nicht um irgendeinen Eierdiebstahl, sondern um einen herausragenden Fall.“
Staatsanwältin Christine Ernstberger verteidigt am Dienstag die Anklageerhebung. „Wir haben das nicht allein auf Basis der Telefonate gemacht.“ Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt. STEFAN AIGNER