München – Konkurrenz für DB und die Österreichischen Bundesbahnen: Die Westbahn, eine österreichische Privatbahn, dehnt ihr Streckennetz nach Bayern aus. Ab April – das genaue Datum ist noch nicht bekannt – pendeln drei Mal täglich Züge zwischen München und Wien Westbahnhof, kündigte die Westbahn an. Die Österreicher übernehmen auf dem eng durchgetakteten Abschnitt München–Salzburg drei bisherige Meridian-Verbindungen, nutzen also die bereits bei der DB Netz eingekauften sogenannten Trassen. Meridian und Westbahn seien schon bisher „bewährte Partner“, wird Westbahn-Chef Erich Forster zitiert. Beide Bahnunternehmen verkaufen Tickets des jeweils andern. Nun komme ein gemeinsames Zugprojekt dazu.
Die Bayerische Eisenbahngesellschaft hat das genehmigt, allerdings zur Auflage gemacht, dass die Westbahn-Züge in Bayern überall halten: Also nicht nur in Freilassing, Traunstein oder Rosenheim, sondern auch an den kleineren Bahnhöfen wie Bernau, Prien oder Bad Endorf.
Aus Sicht der Bahnkunden mit Fahrziel Wien gibt es künftig mehr Auswahl. Bisher fährt schon die ÖBB mit ihren Railjets sieben Mal täglich nach Wien – tagsüber also im Zwei-Stunden-Takt. Dazu kommen nun drei tägliche Westbahn-Verbindungen.
Die ÖBB fährt in nur vier Stunden und damit etwas schneller nach Wien als die Westbahn, die wegen der vielen Halte in Bayern etwa 20 Minuten länger braucht. Wettmachen will das die Konkurrenz durch den Preis: „Das im vergangenen Sommer lancierte Guten-Tag-Ticket-West kann sowohl in den Umsteige-Verbindungen als auch in den durchgehenden Zügen zwischen Wien und München genutzt werden“, erklärt Westbahn-Sprecherin Ines Volpert. Das „Guten-Tag-Ticket-West“ ist ähnlich konzipiert wie das bekannte Bayernticket: Für eine Person kostet das Ticket 55 Euro, für bis zu vier weitere Reisende je 22 Euro zusätzlich. Fahren also fünf Personen als Gruppe, so zahlt jeder nur 28,60 Euro.
Da allerdings auch die ÖBB mit extremen Vergünstigungen wirbt, deutet sich auf der Wien-Strecke ein Preiskampf an, wie man ihn von den Billigfliegern kennt. Die ÖBB, deren Fahrkarten man wegen einer Kooperation auch über das Portal der Deutschen Bahn kaufen kann, wirbt für Tickets ab 29 Euro, die allerdings nur begrenzt vorhanden sind. Hinzu kommen für Bahnverhältnisse äußerst komfortable Waggons. Komfort mit Wlan („West-Lan“) bietet nach eigener Aussage aber auch die Westbahn, die mit Doppelstock-Zügen „Kiss 2“ des Herstellers Stadlers unterwegs ist – die Züge mussten für den Deutschland-Verkehr extra genehmigt werden. Man wird sehen, wer sich durchsetzt. „Konkurrenz belebt das Geschäft“, heißt es bei der DB. DIRK WALTER