Imker, Bauern und der Kreislauf des Fingerzeigens

von Redaktion

Starnberg – Der Termin des jährlichen Bayerischen Imkergesprächs stand lange fest. Doch dass er so von der Aktualität eingeholt wird, damit hat der Vorsitzende des Starnberger Imkervereins und Organisator des Gesprächs, Hubert Dietrich, nicht gerechnet. Denn die Diskussion über die Sorgen und Nöte der Imker fiel ausgerechnet auf den ersten Tag der Eintragungsfrist für das Volksbegehren Artenvielfalt „Rettet die Bienen“. Und weil das Foyer des Veranstaltungsortes, der Starnberger Schlossberghalle, gleichzeitig das Foyer des Rathauses ist, wurden die Besucher von den Info-Zetteln an der Wand zum Volksbegehren begrüßt.

Statt im Eintragungszimmer E 03 diskutierten Imker und Vertreter aus Politik und Landwirtschaft im großen Saal leidenschaftlich über den richtigen Weg für die Zukunft der Bienen. Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) sprach sich gegen die Forderungen aus dem Volksbegehren aus. Dass das in einem Raum voller Imker nicht die populärste Botschaft ist, dürfte die Ministerin geahnt haben. Deshalb sagte sie: Mit der Zielrichtung „Rettet die Bienen“ sei die Überschrift zwar richtig gewählt, der Weg müsse jedoch gemeinsam mit der Landwirtschaft gegangen werden. Es sei nicht fair, von einer Bevölkerungsgruppe einzufordern, die Folgen des Konsumverhaltens der Allgemeinheit zu verantworten. Dass das Volksbegehren auch eine Chance für die Bauern bedeute, sei ein „Trugschluss“. Für Aussagen wie diese erntete die Ministerin schon vereinzelt Kopfschütteln und ablehnendes Raunen im Saal.

Richtig laut wurde der Protest unter den rund 350 Besuchern aber, als Bauernpräsident Walter Heidl auf die Frage nach der Insektensituation auf den Äckern erneut die Ergebnisse der sogenannten Krefelder Studie infrage stellte, die einen massiven Rückgang der Insekten-Biomasse in Naturschutzgebieten dokumentiert hat. Pfiffe und Buh-Rufe waren noch die zivilisierteren Reaktionen. Heidl äußerte auch die Sorge, dass durch gesetzliche Verbote in der landwirtschaftlichen Praxis die Fördermöglichkeit für viele Umweltmaßnahmen wegfallen würde – zum Schaden der kleineren Betriebe.

Walter Haefeker, Präsident der Europäischen Berufsimker, klagte über anhaltende Probleme beim Verbot von Pflanzenschutzmitteln. „Viele europäischen Länder unterlaufen die Verbote mit Notfallzulassungen.“ Länder wie Polen, Belgien und Ungarn hatten solche Ausnahmen für die für Bienen so schädlichen Neonicotinoide bewilligt. Nicht nur zum Ärger der Imker, sondern auch der deutschen Bauern, die so einen Wettbewerbsnachteil fürchten.

Einig waren sich die Diskussionsteilnehmer bei der Aussage des FW-Abgeordneten Leopold Herz, dass eine tragfähige Lösung für den Artenschutz nur im Dialog mit der Landwirtschaft gelingen könne. Er sprach sich für einen runden Tisch „mit allen gesellschaftlichen Schichten“ aus. Dabei solle ein Gegengesetzesentwurf zum Volksbegehren erarbeitet werden, mit dem Forderungen, die „über das Ziel hinausschießen“, korrigiert werden könnten.

Immer wieder fiel unter den Diskutierenden die Formulierung vom „Kreislauf des Fingerzeigens“ zwischen Imkern und Landwirten, der dringend aufhören müsse. So ganz mochte das aber auch an diesem Abend nicht gelingen. DOMINIK GÖTTLER

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