Anti-Kinder-Buch belastet Schulfrieden

von Redaktion

VON SARAH REICHELT

Regensburg – „Kinderfreie Frauen müssen von ihrem schlechten Ruf befreit werden.“ Das ist die Meinung von Verena Brunschweiger. In ihrem Buch, das sie selbst als „Manifest“ bezeichnet, geht es vor allem um den Umweltaspekt. Kinder seien schlecht für die Umwelt und die CO2-Bilanz. Ihr Fazit: Je weniger Kinder, desto besser (wir berichteten). Mit dieser Ansicht stößt sie auf reichlich Gegenwehr – auch in der Elternschaft des Albrecht-Altdorfer-Gymnasiums in Regensburg, an dem Brunschweiger die Fächer Deutsch, Englisch und Ethik unterrichtet.

In einem Brief an die Eltern schildert der Beirat ein Gespräch mit der 38-jährigen Lehrerin. „Wir sehen das Vertrauensverhältnis zwischen Frau Dr. Brunschweiger und der Elternschaft als maßgeblich beeinträchtigt“, heißt es in dem Schreiben. Die Mitglieder des Elternbeirats sprechen von einer dauerhaften Schädigung innerhalb der Schulfamilie. Brunschweiger könne sich „nicht in die Lebenswelt der betroffenen Schüler und Eltern hineinversetzen“.

Dass dieser Elternbrief an die Öffentlichkeit gelangt, war nicht geplant. „Eigentlich wollten wir das schulintern klären“, sagt Andrea Gschwendner. Gemeinsam mit der Schulleitung habe man sich bewusst dazu entschieden, nichts online zu stellen und nicht an die Öffentlichkeit zu gehen. Doch dieser Plan ist gescheitert. „Jetzt fällt alles auf die Schule zurück“, sagt Gschwendner.

Mit der Schulleitung ziehe der Elternbeirat an einem Strang. Seit der Buch-Erscheinung Anfang März dieses Jahres beschäftigt sich Schulleiterin Claudia Blank mit dem Thema. „Seitdem schauen wir, wie wir mit der Problematik umgehen“, sagt sie. Das ganze Thema könne „nicht unter den Teppich kehren“. Externe Hilfe wurde zur Unterstützung dazu geholt.

Eltern, Schüler und Lehrer – aus diesen drei Gruppen besteht das Schulleben – setzen sich mit der Problematik auseinander. Der Elternbeirat hat bereits am 18. März ein Gespräch mit Verena Brunschweiger geführt. Daraus entstand der genannte Elternbrief. Die Schüler haben eine Podiumsdiskussion mit ihr geführt, erklärt Blank. „Ein Nachgespräch folgt noch.“ Aufgrund der aktuellen Abitur-Klausuren verzögere sich das. Auch die Lehrer konnten ihre Wünsche an Brunschweiger in einem Gespräch mit externen Moderatoren äußern.

Erst durch die Veröffentlichung von „Kinderfrei statt kinderlos“ musste sich das Albrecht-Altdorfer-Gymnasium mit Brunschweigers Thesen auseinander setzen. „Das Thema gab’s vor dem Buch gar nicht“, sagt Blank. „Es gibt auch Eltern, deren Kinder bei Frau Brunschweiger Unterricht haben, die nur Positives berichten“, sagt Gschwendner. Das soll auch in Zukunft so bleiben: „Als Schulleiterin werde ich das überprüfen, sodass man ihr keine Manipulation vorwerfen kann“, stellt Schulleiterin Claudia Blank klar.

Auch Stimmen aus der Politik zur Stellungnahme des Elternbeirats gibt es bereits: „Der Elternbeirat hat Recht mit seiner Forderung nach Konsequenzen“, sagt AfD-Abgeordneter Markus Bayerbach. „Wenn sie als Lehrerin die Kinder, die sie unterrichtet, als Umweltsünde sieht, ist das mehr als problematisch.“ Er verkündet, dass er sich an das Kultusministerium wenden werde. Doch das ist bereits aktiv: „Von sich aus“, erklärt Claudia Blank. Grund sei die große, mediale Präsenz des Themas, die das Ministerium auf den Plan ruft. Auch der CSU-Abgeordnete Thomas Huber ist auf der Seite der Eltern: „Wer solch krude Thesen vertritt, sollte eigentlich aus dem Staatsdienst als Lehrerin entlassen werden. Kinder sind unsere Zukunft und kein Umweltproblem!“ Andrea Gschwendner vom Elternbeirat findet das „unmöglich“. „Diese Publicity brauchen wir wirklich nicht“, sagt sie. Das sei nicht die Absicht gewesen.

Gschwendner betont: „Eine Entlassung von Frau Brunschweiger können wir nicht fordern. Unser Ziel ist es, die Bedenken der Elternschaft weiterzugeben.“ Wie die Gespräche am Albrecht-Altdorfer-Gymnasium ausgehen und inwieweit sich das Kultusministerium beteiligt, ist offen. Ultima Ratio wäre eine Versetzung von Brunschweiger an eine andere Schule. Dafür müsste allerdings der Schulfrieden durchgehend gestört und Gespräche zu dem Thema gescheitert sein. Die Schulleiterin des Regensburger Gymnasiums hofft auf Einigung: „Wir versuchen unser Bestes, um da heil wieder herauszukommen.“

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