So viele Studenten wie noch nie

von Redaktion

Im Freistaat gibt es einen Rekord: Für das anstehende Wintersemester haben sich 398 000 junge Menschen an bayerischen Universitäten und Hochschulen eingeschrieben – so viele wie nie. Nicht jeder geht in Trendfächer wie Informatik.

VON DIRK WALTER

München – Zwei Milliarden Euro sollen in den kommenden vier Jahren in Forschung und Wissenschaft investiert werden, hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erst am Donnerstag erklärt. Wohin diese Gelder unter anderem fließen, illustrierten Forscher am Freitag bei einem Pressetermin des Wissenschaftsministeriums. An der Hochschule Ingolstadt etwa gibt es das Projekt „Carissma“ für sicheres automatisiertes Fahren – Radarsensoren erkennen Fußgänger und lenken das Auto im Gefahrenfall zur Seite. An der Universität Erlangen-Nürnberg entwickelt Professor Björn Eskofier Schuhe mit Sensoren – Parkinson-Patienten sollen sie anziehen, der Arzt könnte am Bewegungsmuster des Patienten ablesen, ob sich etwas verschlimmert. Und an der Universität Augsburg gibt es das Projekt „Unikat“ – eine automatisierte Pollenvorhersage. Nicht der Wissenschaftler analysiert den Pollenflug – sondern der Computer.

Die Liste der Projekte ließe sich fortsetzen – und die Nachricht hinter diesen Beispielen ist klar: Bayern will bei Informatik, Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz ganz vorne dran sein. „Groß, aber nicht großspurig“ werde man auftreten, sagte Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU). Dafür gibt es bis 2023 insgesamt 1000 zusätzliche Professoren und 10 000 Studienplätze. Ganz gezielt sollen die Universitäten Forschungsprofessuren bestimmen, die bei der Lehre entlastet werden. Jeder Wissenschaftler müsse aber ein Minimum an Lehrtätigkeit auf sich nehmen, stellte Sibler klar. Nur zu forschen, das gehe nicht.

Die Investitionen sind aber auch notwendig, weil Bayern Jahr für Jahr mehr Studenten hat. Vor zehn Jahren, zum Wintersemester 2009/2010, waren es noch knapp 272 000 Studenten – heute sind es, nicht staatliche Universitäten mit eingerechnet, über 100 000 Studenten mehr. Unter den Studenten sind rund 68 500 Erstsemester – das entspricht etwa dem Vorjahresniveau. Etwa zwei Drittel der Studenten sind an einer Universität immatrikuliert, rund ein Drittel besucht eine Hochschule.

Der bloße Zuwachs „frisst“ einen Teil der Investitionen wieder auf. Der Spielraum, eigene Akzente zu setzen, ist begrenzt. 40 neue Studiengänge gibt es, 15 davon zu den Themen Informatik, Digitalisierung und KI, weitere zehn zu Medizin, Gesundheit und Pflege. An der Universität startet der neue Modellstudiengang Humanmedizin, es gibt aber auch ausgefallene Themen wie etwa das neue Studium „Oper und Performance“ an der Universität Bayreuth oder Angewandte Psychologie an der Technischen Hochschule Rosenheim.

Eine Premiere wagt die Katholische Stiftungshochschule München, wo soeben die ersten Studentinnen im Fach Hebammenkunde aufgenommen wurden – inklusive Praxisphase am Klinikum München. In sieben Semestern erwirbt man den „Bachelor of Science“. Der Studiengang ist mit 27 Plätzen – übrigens alles Frauen, obwohl der Studiengang theoretisch auch Männern offensteht – ausgebucht, heißt es an der Hochschule.

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