Starnberg – Ein Absperrband der Polizei ist am Montag vor dem Haus am Riedener Weg zu sehen. Sonst sieht alles aus wie gewöhnlich. Die Autos stehen auf dem Hof des Anwesens, die Jalousien an den Fenstern sind teils heruntergezogen. An der Eingangstür baumelt noch ein rotes Herz – wenige Zentimeter über dem Polizeisiegel.
Die Nachbarn sind geschockt über das, was sich in dem Haus abgespielt haben muss. Sie bezeichnen den 64-jährigen Familienvater, der als Beleuchter beim Fernsehen gearbeitet hat, als äußerst angenehmen Menschen. Seine 60-jährige Frau war aufgrund ihrer Tätigkeit als Therapeutin mit eigener Praxis in der Stadt bekannt und geschätzt. Eine Tochter des Paares, die in Niederbayern studiert, hatte die Polizei am Sonntag um 17.30 Uhr um Hilfe gebeten, als sie längere Zeit weder Eltern noch Bruder erreichen konnte. Eine Polizeistreife prüfte daraufhin die Lage und entdeckte zunächst Blutspuren – und dann die drei Leichen.
Das Haus wurde sofort abgesperrt und von der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck und der Spurensicherung untersucht. Die Tochter wurde von einem Kriseninterventionsteam betreut. Die Eltern wurden im Schlafzimmer gefunden, erklärte Hans-Peter Kammerer, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord. Der 21-jährige Sohn, der mit in dem Haus lebte, wurde in seinem Zimmer entdeckt – neben ihm lag eine Faustfeuerwaffe. Es seien weder Einbruchs- noch Kampfspuren gefunden worden. Auch daraus schließen die Ermittler, dass der Sohn erst seine Eltern und dann sich selbst getötet hat. Die genaue Tatzeit ist unklar – vermutet wird Samstag oder Sonntag, da die Familie Ende voriger Woche noch in Starnberg gesehen wurde. Zum genauen Tatort im Gebäude sei „keine schnelle Aussage zu treffen“, sagte Kammerer zur Möglichkeit, dass die Eltern im Schlaf getötet wurden.
Im Haus wurde noch eine weitere Schusswaffe gefunden. Weder Sohn noch Eltern hatten eine Waffenberechtigung, der 21-Jährige absolvierte jedoch eine Ausbildung als Büchsenmacher in München. Er lernte also, wie man Schusswaffen baut. Die ganze Nacht über und auch am gestrigen Montag sicherten Kripobeamte Spuren und befragten mögliche Zeugen. Die drei Todesopfer wurden in München rechtsmedizinisch untersucht. So soll der genaue Tatzeitpunkt eingegrenzt werden. Gutachter ermitteln anhand der Waffen, aus welcher Entfernung die tödlichen Schüsse abgegeben wurden. Woher die Waffen stammen, war gestern noch unklar.
Die Familie war in dem nördlich der Innenstadt gelegenen Viertel zwar bekannt, lebte aber etwas zurückgezogen. Die 60-Jährige arbeitete unter anderem als Ausbilderin und Gutachterin. Auch Starnbergs Bürgermeisterin Eva John kannte sie. Sie habe sie sehr geschätzt, sagte John gestern und sprach von einer sehr warmherzigen Person. „Ich bin tief betroffen. Das ist ein Albtraum und absolut furchtbar.“ Auch die Nachbarn waren fassungslos. „Niemand hat dort in der Vergangenheit etwas Auffälliges bemerkt“, sagte eine Frau. Über das Motiv und die näheren Hintergründe der Bluttat war gestern nichts bekannt. Ein Abschiedsbrief wurde nicht gefunden.