München – „Kommunalwahlen sind Klimawahlen“: Unter diesem Motto wollten am kommenden Freitag eigentlich tausende Klimaaktivisten in München und vielen weiteren bayerischen Städten auf die Straßen gehen, um für mehr Umweltschutz zu protestieren. Doch gestern sagte die Bewegung Fridays for Future die Großstreiks ab. Grund dafür ist die Ansteckungsgefahr durch das Coronavirus.
„Wir haben uns lange mit dem Thema beschäftigt“, erklärte Leonie Häge von Fridays for Future. „Wir haben eine Verantwortung, die Menschen zu schützen.“ In Bayern sind bis 19. April alle Großveranstaltungen ab 1000 Personen verboten. Doch auch zahlreiche Klima-Demonstrationen mit mehr als 500 Teilnehmern werden nicht wie geplant stattfinden, kündigten die Aktivisten an. „Wir überlegen gerade Strategien und versuchen, die Streiks umzuwandeln“, berichtete Lydia Leiste.
Denn abflachen sollen die Proteste wenige Tage vor den Kommunalwahlen in Bayern nicht. „Das Thema muss präsent bleiben“, findet Leiste. „Dass wir nicht auf die Straße gehen können, heißt nicht, dass wir nicht laut sind.“
Die Bewegung verlegt die Demonstrationen deshalb von der Straße in das Internet. „Wir rufen zu massiven Digitalstreiks auf“, sagte Luisa Neubauer, das deutsche Gesicht von Fridays for Future. Wie das funktioniert? „Wir fordern Menschen dazu auf, Schilder zu fotografieren, die sie an ihren Arbeitsplatz oder in die Schule mitbringen, die sie zu Hause haben oder an die Straße und an Bäume stellen.“ Diese Bilder sollten unter dem Stichwort #NetzstreikFürsKlima online verbreitet werden.
Außerdem organisiert Fridays for Future als Ersatz für die Großstreiks mehrere dezentrale Aktionen. Auch für München gebe es verschiedene Überlegungen, erklärten die Aktivistinnen. Konkrete Planungen gaben sie aber noch nicht bekannt. Fest steht, dass in Regensburg anstatt des Großstreiks eine 48-Stunden-Mahnwache und in Bamberg und Nürnberg Podiumsdiskussionen zur Oberbürgermeisterwahl stattfinden. Einige kleinere Streiks sollen trotz des Virus durchgeführt werden. So zum Beispiel in Wolfratshausen, wo die Veranstalter mit 50 bis 100 Teilnehmern rechnen. Falls aber in Wolfratshausen bis Freitag Coronafälle auftreten, werde die Demonstration kurzfristig doch abgesagt werden. Andere Fridays-for-Future-Gruppen wie Miesbach oder Dachau haben bereits angekündigt, die Proteste „schweren Herzens“ nicht durchzuführen.
„Wir sind in einem engen Austausch mit Virologen“, betonte Luisa Neubauer. „Nur weil die Klimakrise ignoriert wird, heißt das nicht, dass wir andere Krisen ignorieren“, sagte sie. Über die sozialen Netzwerke würde Fridays for Future die Demonstranten regelmäßig informieren, welche Proteste in Bayern stattfinden.