Mangelware Corona-Test

von Redaktion

VON ELENA ROYER

München – 17 Lieferanten und Händler musste Andreas Heinrich, Apotheker aus Bad Tölz, kürzlich durchtelefonieren, bis ihm einer eine Zusage für eine neue Lieferung Corona-Tests geben konnte. „Ich verbringe einen Großteil meiner Freizeit inzwischen damit, Selbsttests aufzutreiben.“ Er komme sich manchmal vor wie an der Börse. „Ich setze mich morgens ans Telefon, und was gestern noch günstig war, ist heute schon viel teurer.“ Probleme, an Corona-Tests zu gelangen, hat auch die Helios-Apotheke in Wolfratshausen. Apotheker Stefan Mahr weiß nicht, wie lange er noch Abstriche vornehmen kann. Der Grund: „Die Lieferketten brechen ein.“ In Sachen Schnelltests „haben wir einen echten Engpass“.

Seit ein negativer Corona-Test auch für viele Geimpfte wieder zur Pflicht wurde, ist die Nachfrage stark gestiegen. Doch gerade jetzt, wo wegen der hohen Infektionszahlen viele Testungen nötig wären, braucht es Geduld.

„Die Nachfragen nach Tests können nicht im vollen Umfang befriedigt werden“, sagt Thomas Metz, Sprecher des bayerischen Apothekerverbands. So angespannt wie vor zwei Wochen ist die Lage in den Apotheken zwar inzwischen nicht mehr. Problematisch ist die Beschaffung großer Mengen aber immer noch. „Innerhalb weniger Stunden bewegen sich die Preise oft nach oben.“ Hinzu kommt, dass manchmal nur ein Teil der bestellten Ware ankommt und nie genau vorhergesagt werden kann, wann die Lieferung eintrifft. „Es kann drei Tage oder drei Wochen dauern“, sagt Metz.

Die niedrigen Fallzahlen im Sommer und die geringere Nachfrage nach Tests führten laut Metz dazu, dass viele Fabriken die Herstellung der Corona-Tests eingestellt haben. „Die Produktion kann aber nicht innerhalb eines Tages wieder von null auf hundert hochgefahren werden.“ Ob das Wegfallen der Testpflicht für Geboosterte Entspannung bringt, kann Metz noch nicht voraussagen. Das hänge ganz davon ab, wie sich der Anteil an Drittimpfungen entwickle.

Auch für Testtermine braucht es aktuell vielerorts Geduld. „Im Moment haben wir die höchste Auslastung seit Beginn der Pandemie“, sagt Sohrab Taheri-Sohi, Sprecher des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). Das BRK betreibt derzeit über 160 Corona-Teststationen in ganz Bayern. Waren es Mitte Oktober noch etwa 24 000 Tests innerhalb einer Woche, führte das BRK zuletzt etwa 110 000 Tests pro Woche durch. „Warteschlangen sind derzeit leider ein häufiges Bild und die aktuellen Temperaturen machen es den Leuten nicht einfach“, sagt Taheri-Sohi. Sorgen, dass die Tests beim BRK deswegen knapp werden könnten, macht er sich aber nicht. „Wir haben einen stabilen Materialzulauf.“

Das bestätigt Thorsten Brandstätter. Er ist verantwortlich für zwei Teststationen des BRK im Landkreis Traunstein. „Seit dem Frühjahr arbeiten wir mit einem Großhändler zusammen“, erklärt er. „Das funktioniert gut. Aber wir wissen, dass die Situation sehr angespannt ist. Mit derzeit etwa 2000 Testungen in der Woche ist die Nachfrage sehr hoch.“ Speziell an Montagen sei die Belastung immens. „Durch die 3G-Regel am Arbeitsplatz ist sie besonders gestiegen.“ Zu Spitzenzeiten müsse mit einer Wartezeit von bis zu zwei Stunden gerechnet werden.

Mit großer Sorge blickten dagegen die Johanniter, die in ganz Bayern 23 Teststationen betreiben, kürzlich auf ihre Vorräte. „Obwohl wir im großen Stil und langfristig einkaufen, war es herausfordernd, als die 2G-plus-Regel kam“, sagt Gerhard Bieber, Sprecher des Regionalverbands München. In den Teststationen im Landkreis München habe sich die Nachfrage innerhalb einer Woche verfünffacht, wenn nicht sogar verzehnfacht. „Jeden Tag sind alle Termine ausgebucht. Dafür ist die Stimmung unter den Wartenden mittlerweile besser geworden“, sagt Bieber. „Vorher war die Erwartungshaltung gigantisch. Viele kamen ohne Termin und wollten am liebsten sofort getestet werden. Dadurch kam es in Einzelfällen auch zu aggressivem Verhalten.“ Das Negative bleibe natürlich besonders im Gedächtnis hängen. „Der Großteil ist aber sehr freundlich und wertschätzt die Arbeit.“  mit cce/dst

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