München – Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx ruft die Gläubigen seiner Erzdiözese auf, trotz der „stürmischen Wochen der Diskussionen, der Wut, des Zweifels, der Enttäuschungen“ in der Kirche zu bleiben und sich ehrenamtlich einzusetzen.
Vier Wochen vor der Pfarrgemeinderatswahl am 20. März hat er an die Christinnen und Christen einen Brief geschrieben, der am Wochenende in sämtlichen Gottesdiensten verlesen worden ist. „Ich möchte alle, die darüber nachdenken, die Kirche zu verlassen, ermutigen, weiter mitzutun: Wir und ich brauchen auch die kritischen Geister, die Zweifelnden und Suchenden“, schreibt der Kardinal. Es werde keine Zukunft des Christentums hierzulande geben ohne eine erneuerte Kirche.
Die Pfarrgemeinderatswahlen fielen in eine Zeit, die alle im Erzbistum aufwühle. In den Pfarrgemeinden, Gruppen und Familien werde das Gutachten über den sexuellen Missbrauch durch Geistliche und kirchliche Mitarbeiter diskutiert. Es werfe einen Blick auf die „dunkle Seite der Vergangenheit und auch der Gegenwart der Kirche“, der viele Menschen verstöre und auch empöre. „Besonders die Betroffenen und auch Pfarreien, in denen Missbrauchstaten geschehen sind, wurden dadurch erneut konfrontiert mit diesem Leid“, schreibt der Kardinal. Das erste Augenmerk richte sich auf die Betroffenen. Das Erzbistum wolle die Aufklärung und weiche ihr nicht aus, weil man das Leid der Betroffenen sehe und sie bestmöglich unterstützen wolle.
Der Erzbischof bittet ausdrücklich um Vertrauen – in ihn selbst, die Priester und hauptamtlichen Mitarbeiter. „Wir gehen den Weg der Erneuerung und der Veränderung konsequent weiter“, verspricht Marx. Dazu habe ihn auch der Synodale Weg ermutigt. „Wir sind auf einem guten, aber natürlich nicht einfachen Weg“, heißt es in dem Brief. Gerade deshalb sei es wichtig, weiter miteinander zu gehen. „Wir alle sind mitverantwortlich, dass das Evangelium weiter gelebt und verkündet wird.“
Der Münchner Erzbischof dankt in seinem Schreiben auch allen, die ehrenamtlich in den Pfarrgemeinden tätig sind: in den Gottesdiensten, in der Kommunion- und Firmvorbereitung der Kinder und Jugendlichen, im Pfarrgemeinderat und der Kirchenverwaltung, in der Jugendarbeit, der Caritas, in der Bildungsarbeit und der Versorgung von Kranken und Schwachen. Er, Marx, wolle weiterarbeiten am „Projekt des Jesus von Nazareth“ – und darum bitte er auch alle Gläubigen. mm