Ringsumher wird nachgeholt, was Corona verhindert hat: Trauungen, Taufen und Jubiläen. Im Umfeld häufen sich auch Hochzeitstage, die eine besondere Bedeutung haben. Zehn Jahre Rosenhochzeit, Kristallhochzeit nach 15 Jahren, die Porzellanhochzeit nach zwei Jahrzehnten – dazwischen alle möglichen von Seide und Zinn über Spitze und Stahl zu Smaragd und Uran. Mein Mann und ich steuern auf die Silberne Hochzeit zu, Freunde habe ihre Goldene gerade hinter sich gebracht.
Es ist recht unterhaltsam, sich Gedanken über den Symbolcharakter dieser Tage zu machen. Frühere Generationen haben die Namen verteilt und sich eine Menge dabei überlegt. Heute, wenn eine Ehe lange Bestand hat, erzählt man gerne mal den bekannten Witz: „‚Gnädige Frau, haben Sie in den vielen Jahrzehnten Ihrer Ehe nicht einmal an Scheidung gedacht?‘ ‚An Scheidung nicht, aber an Mord.‘“ Oder man albert über die „Nahkampfspange“ herum, die man sich inzwischen erdient hat.
Ganz großartig ist der Satz von einem unserer Freunde: „Zuerst war es Liebe, dann nur noch Trotz, weshalb wir beieinander geblieben sind.“ Er und seine Frau sind eindrucksvolle 50 Jahre verheiratet. Es hat alles seinen Platz: Die symbolischen Begriffe für die Hochzeitstage und die Scherze, die belegen, dass man einen realistischen Blick auf die Partnerschaft und seinen Humor längst nicht verloren hat. Vor allem gemeinsames Lachen spricht sehr für den Bestand von Zweisamkeit.
Bei all den guten Tipps, die man sich anlesen kann, den Regeln, die man sich selbst gibt, und den Erfahrungen, die man miteinander macht, gibt es doch etwas, das ich bei wirklich glücklichen Paaren immer wieder entdecke und was sie alle ausnahmslos verbindet. Sie schauen sich an. Sie sitzen oder stehen nebeneinander, man redet mit ihnen und sie blicken nicht nur auf ihr Gegenüber, sondern auch auf ihren „Sidekick“. Um sich zu vergewissern, zu bestätigen, zu verständigen. Um Gemeinsamkeit zu spüren.
Wahrhaft glückliche Paare schenken sich Augenblicke nicht allein in Gesellschaft. Sie tun das auch zu Hause. Wer sich liebt, schaut sich an: Im Flur, wenn man aneinander vorübersaust, wenn es Wachwechsel im Bad gibt. Beim Heimkommen oder aus dem Haus gehen, wenn einer sich schon in die Federn kuschelt und die andere mit einem neuen Buch ausgerüstet ins Bett nachkommt. „Ein Blick sagt mehr als tausend Worte“ lautet eine Redeweise, die der amerikanische Werbefachmann Frederick Barnard geprägt hat. Eine schöne Sache: Beständig umeinander werben. Sich schöne Augen machen. Und beim Partner, der Partnerin ein bleibendes Ansehen haben.