500 Windräder im Staatswald möglich

von Redaktion

Bayerische Staatsforsten mit Überschuss von 68 Mio. Euro – Ministerin Kaniber rüffelt Hubert Aiwanger

München – „Die Bayerischen Staatsforsten können auch Energie. Sie packen tatkräftig an im Kampf gegen den Klimawandel“ – mit Stolz blickte Bayerns Forstministerin Michaela Kaniber (CSU) gestern in München auf den Staatsbetrieb, als Vorstandsvorsitzender Martin Neumeyer die Bilanz des Geschäftsjahres 2023 präsentierte. In der Zeit zwischen dem 1. Juli 2022 und dem 30. Juni 2023 nämlich hat der Betrieb mit seinen über 800 000 Hektar Wald trotz Klimawandel, Borkenkäfer, Inflation und Energiekrise einen Überschuss von 68,5 Millionen Euro erwirtschaftet. Im Vorjahr waren es 5,3 Millionen Überschuss. 101 Windräder drehen sich bereits auf Flächen der Staatsforsten, die Verträge über 150 weitere Anlagen sind in Arbeit.

Der neue Wind, der den Wald wetterfester machen soll, ist nicht nur sprichwörtlich gemeint. Die Staatsforsten wollen bei der Energiewende im Bereich der Windkraft eine Vorreiterrolle spielen: „Die Energiewende in Bayern findet im Staatswald statt“, hieß es selbstbewusst. Das alles klingt vorbildlich – doch in der Umsetzung der Windkraftprojekte ist vieles langwierig, was aber nicht an den Staatsforsten liegt. Dort wurde ein Auswahlverfahren entwickelt, das in der Umsetzung und in der Flächenbeanspruchung als „absolut bürgerfreundlich, kommunalfreundlich und waldschonend“ gelobt wird. Bürgerbeteiligungsmodelle von bis zu 100 Prozent sind möglich. Doch das scheitert rasch an den hohen Kosten. Gut zehn Millionen Euro kostet ein Windrad von der Planung bis zum Bau. „Die Großprojekte, die größeren Windparks wird es nicht ohne Investoren geben“, ist der Forstministerin klar. An die Adresse von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler), der neue Windräder vornehmlich durch Bürger finanzieren will, wandte sie sich daher mit scharfen Worten: „Ich kann dem nur raten, man soll sich auch mal in Dinge einlesen, und nicht immer nur irgendwas in die Welt blubbern.“

Nach einem Potenzialgutachten, das die Staatsforsten in Auftrag gegeben haben, gibt es im Staatswald Platz für 450 bis 500 Windkraftanlagen. „Das ist für uns die Richtschnur“, sagt Neumeyer. Und hier ist noch deutlich Luft nach oben.

Der gesamte Überschuss aus dem vergangenen Geschäftsjahr wird wieder in den Forst investiert, denn der Umbau zu einem „Klimawald“, der dem veränderten Klima standhält, hat Priorität. Der satte Überschuss geht auf gute Preise und eine höhere Nachfrage nach Holz und Holzprodukten zurück. Vor allem das Interesse an Brennholz im vergangenen Winter und an Immobilien in Holzbauweise ließen die Preise nach oben schnellen.

Doch die positive Bilanz der letzten beiden Jahre ist beim größten Waldbesitzer Deutschlands nur eine Atempause. Der Wind hat sich wieder gedreht, machte Neumeyer klar. Die schlechte Baukonjunktur und die Borkenkäferplage in Franken und Ostbayern durch den heißen Sommer mit entsprechend hohem Schadholzangebot schickten die Holzpreise auf Talfahrt. Die Staatsforsten haben daher im August den Nadelfrischholzeinschlag auf 650 000 Festmeter reduziert – das sind rund 20 Prozent weniger als im vorherigen Geschäftsjahr.

„Wetter und Wirtschaft bestimmen maßgeblich unsere Bilanz“, betonte Neumeyer. „Ist beides gut, schreiben wir schwarze Zahlen.“ Weil sich aber durch den Klimawandel die Frequenz von Schadereignissen und Extremwetterlagen immer schneller änderten, „müssen wir uns verändern“ –  die Staatsforsten müssten so aufgestellt werden, dass die Abhängigkeiten von diesen Faktoren verringert werden. Zugleich muss der Waldumbau weiterbetrieben werden. Seit 2020 wurden bereits 17 Millionen neue Bäume gepflanzt – in einem gewaltigen Einsatz von Bayerns Förstern. CLAUDIA MÖLLERS

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