Günter Leifheits Vergangenheit wird nun aufgearbeitet.
Garmisch-Partenkirchen – Der Historiker Stefan Holler hat einen der großen Mäzene Garmisch-Partenkirchens genau unter die Lupe genommen – und ist auf bisher unbekannte Fakten gestoßen. Sie lassen Günter Leifheit, Ehrenbürger und Namensgeber des Leifheits-Zentrums, in einem wahrlich schlechten Licht erscheinen.
Denn der vor 15 Jahren gestorbene Geschäftsmann ist ein hoher Offizier der NSDAP gewesen. Er hatte der Waffen-SS und der Leibstandarte Adolf Hitlers angehört. Nicht mehr nachweisen lasse sich heute, ob er ein Kriegsverbrecher war, sagt Holler. „Mitwisser und Täter war er aber in jedem Fall.“
Holler informierte die Gemeinde über seine Forschungsergebnisse. Noch am selben Tag meldete sich Bürgermeisterin Elisabeth Koch (CSU) bei ihm. „Wir müssen das lückenlos aufklären“, sagt sie. Den Gemeinderat informierte sie am Donnerstagabend. Koch ist Holler dankbar für seine sachliche und professionelle Aufarbeitung. Die 54 Seiten sind mit belegbaren Fakten und Quellen gespickt. Holler hatte mit der Recherche begonnen, weil er sich gewundert hatte, warum von 1958 bis 1968 in seiner Heimat Nassau die Veteranen der Hitlerschen Leibstandarte stets ein Treffen abhielten. „Überall anderswo waren sie nach zwei oder drei Jahren hinauskomplimentiert worden.“ Nicht so im kleinen Luftkurort mit rund 5000 Einwohnern. „Da bin ich auf Leifheit gestoßen“, berichtet er.
Hollers Gutachten wird ab Montag im Internet zum Download zur Verfügung stehen. Im Gemeinderat soll es künftig einen fixen Tagesordnungspunkt zum Sachstand geben. Außerdem muss die Gemeinde klären, woher die 57 Millionen Euro aus der Leifheit-Stiftung stammen. Dabei gilt es auch, die Rolle seiner Ehefrau Ingeborg zu betrachten. Dass der Einsatz der Leifheit-Millionen anzuzweifeln ist, sieht der Historiker nicht als angebracht. Denn mit dem Vermächtnis wurde der Satzungszweck der Stiftung verfolgt, dieses Geld für ältere Menschen zu investieren. Das geschah in Garmisch-Partenkirchen mit dem Leifheit-Wohnzentrum für Senioren. Koch will diskutieren, ob der Komplex Leifheits Namen behalten kann.
CHRISTIAN FELLNER