KOMMENTAR

Für Einsparungen ist es noch nicht zu spät

von Redaktion

2. Stammstrecke

Erst 3,8 Milliarden Euro, dann sieben Milliarden, jetzt 9,4 oder 10,9. Oder schon über elf? Die Baustelle für die 2.Stammstrecke ist zu dem geworden, was ihre Kritiker immer schon vorhersagten: ein Milliardengrab. Eigentlich ein Skandal. Vielleicht hätte man doch andere Varianten zur Entlastung der ersten Stammstrecke ins Auge fassen müssen. Aber niemand regt sich auf. In einer Zeit, in der auf Bundesebene mit Milliarden nur so um sich geworfen wird, kommt es auf die 2. Stammstrecke auch nicht mehr an. So die verbreitete Einstellung.

Jetzt noch Einsparungen zu finden, ist in der Tat schwer. Aber es gibt sie. Zum Beispiel ist es durchaus fraglich, ob im Ostabschnitt der 2. Stammstrecke auch noch ein Vorhaltebauwerk für einen späteren unterirdischen Abzweig Richtung Süden (Richtung Bahnhof St-Martin-Straße) geschaffen werden muss. So eine unterirdische Riesenhalle von den Ausmaßen eines Tennisplatzes verschlingt etliche Zusatzmillionen. Auch bei der Megabaustelle Hauptbahnhof ist es nicht zu spät für eine Teil-Umkehr. Warum muss denn zusätzlich zum Hbf auch noch der Starnberger Flügelbahnhof für einen dreistelligen Millionenbetrag gänzlich neu gebaut werden? Derweil wartet man auf vernünftige, nicht sonderlich schwer zu verwirklichende Projekte wie etwa einen Fußgängersteg über die Gleise am Westende des Hauptbahnhofs seit nunmehr zehn Jahren, ohne dass irgendetwas voran geht.

Beinahe schon schulterzuckend haben daher Landtagsabgeordnete gestern die neue Kostenschätzung der Bahn zur Kenntnis genommen. Tenor: Bedauerlich, aber nicht zu ändern. Hat ja alles seine Richtigkeit und für eine Umkehr ist es eh zu spät. Bleibt also nur, die Kosten künftig einigermaßen auf die Inflation zu begrenzen – nicht dass noch weitere Planungsfehler hinzukommen. Mit Verlaub, das ist dürftig. Etwas mehr Ehrgeiz, die Kosten zu begrenzen, dürfte man schon erwarten.

Dirk.Walter@ovb.net

Artikel 10 von 11