Begeisterte Radler: Klaus F., Karina und Justus König, Carolina Piotrowski sowie Markus Dietl (v. l.) wünschen sich breite Fahrradwege. © Yannick Thedens
Vor dem Siegestor fahren Radler über die Leopoldstraße. 16 000 Menschen waren gestern bei der ADFC-Radsternfahrt dabei, die durch weite Teile Münchens führte. © Stefan Puchner/dpa
München – In diesem Rad stecken 250 Stunden Arbeit – doch es hat sich gelohnt. „2018 war es ein Schrotthaufen, jetzt ist alles neu“, sagt Klaus F. Der 64-jährige Metallbauer hat ein Bonanza-Rad aus den 70er-Jahren repariert, sogar ein Elektro-Motor gehört jetzt dazu. Trotzdem fährt Klaus F. nur selten damit, damit dem Kultrad nichts passiert. „Aber zu besonderen Anlässen nutze ich es“, sagt der Münchner.
Ein besonderer Anlass war für ihn jedenfalls die Rad-Sternfahrt des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), die gestern stattgefunden hat. Laut ADFC sind 16 000 Radler auf elf verschiedenen Wegen zum Königsplatz gefahren. Eigentlich hätten die Demonstranten über die Autobahn A96 von Sendling bis zur Blumenau fahren wollen, doch das hatte das Münchner Verwaltungsgericht nicht erlaubt. „Während Autobahnen und -straßen mit Milliardenbeträgen bedacht werden, müssen sich Radfahrende immer noch mit gefährlichen Flickenteppichen und symbolischen Streifen am Straßenrand begnügen“, beklagt Andreas Schön, Vorsitzender vom ADFC München. Die Forderung der Radler: breite, durchgängige und gepflegte Radwege in hoher Qualität und mehr Sicherheit. „Gute Fahrradwege sind am wichtigsten“, sagt Klaus F., der gleich drei Räder hat. Sein Auto hat er 2017 aufgegeben. „Mit dem Fahrrad ist es auch einfacher, vor der Haustür zu parken“, erklärt er.
„Im München ist man mit dem Rad schneller als mit den öffentlichen Verkehrsmitteln“, findet auch Karina König (36), die mit der ganzen Familie zur Sternfahrt gekommen ist. „Und radeln macht viel Spaß“, sagt Justus (9). Doch: „Manchmal ist es auch gefährlich“, berichtet Karina König. „Man muss für die Autofahrer mitdenken.“
Ähnliche Erfahrungen haben Carolina Piotrowski (45) und Markus Dietl (47) gemacht. Sie bieten geführte Fahrradtouren durch Sendling an. Piotrowski fährt zudem jeden Tag mit dem E-Bike zur Arbeit, für eine Fahrt braucht sie rund 40 Minuten. Die 45-Jährige hätte einen Wunsch:. „Alle müssen mehr Rücksicht aufeinander nehmen“, fordert sie. „Das betrifft Autofahrer genauso wie zum Beispiel Rennradfahrer. Wir brauchen eine Co-Existenz.“ Zwar hätte sich in München für Radler schon viel verbessert: „Aber es ist noch immer zu wenig“, sagt Piotrowski. „Und es wäre schön, wenn im Zentrum weniger Autos wären.“
CLAUDIA SCHURI