Zieht nun ins Rathaus ein: Martin Heilig (Grüne). © Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Würzburg – Martin Heilig hat es tatsächlich geschafft: Der 49-jährige ehemalige Lehrer ist der erste Oberbürgermeister der Grünen in Bayern. Heilig setzte sich am Sonntag bei der Stichwahl in Würzburg mit 65,0 Prozent gegen die CSU-Konkurrentin Judith Roth-Jörg (35 Prozent) durch. Schon im ersten Wahlgang vor zwei Wochen hatte der Grüne mit 39,6 Prozent vorne gelegen, die erforderliche absolute Mehrheit jedoch verfehlt. Eher mäßig war mit 47,4 Prozent die Wahlbeteiligung bei dieser Stichwahl.
Heilig ist seit 2020 zweiter Bürgermeister in Würzburg, mit über 130 000 Einwohnern Bayerns sechstgrößte Stadt, in der die Grünen auch die größte Fraktion im Stadtrat stellen. Der verheiratete Vater von fünf Söhnen war zuvor Oberstudienrat an einer FOS/BOS. Bei der Wahl hatte er sich auf prominente Unterstützung auch jenseits seiner Partei verlassen können – unter anderem warben der ehemalige OB Georg Rosenthal (SPD) und der bekannte Wirtschaftswissenschaftler Peter Bofinger öffentlich für ihn.
„Das ist ein historischer Erfolg für uns“, kommentierte die Fraktionschefin der Grünen im Bayerischen Landtag, Katharina Schulze, die die Wahlparty in Würzburg besuchte. Die Grünen hätten noch nie seit ihrer Gründung einen OB in Bayern gehabt. „Das macht uns auch Mut für die Kommunalwahl im nächsten Jahr“, sagte ihr Vize Johannes Becher aus Freising. „Der Erfolg zeigt, dass die Menschen uns zutrauen, eine Stadt zu regieren.“ Bisher stellen die Grünen zehn Bürgermeister und eine Bürgermeisterin (bei über 2000 Kommunen in Bayern), alle aber in kleineren Gemeinden.
Heiligs Gegenkandidatin Judith Roth-Jörg hatte es vor zwei Wochen nur knapp gegen Claudia Stamm, Tochter der verstorbenen Landtagspräsidentin Barbara Stamm, in die Stichwahl geschafft. An der Kandidatur von Roth-Jörg hatte es Kritik gegeben, weil sie mit dem CSU-Fraktionschef verheiratet ist. Man mutmaßte künftige Mauschelei. Die amtierende dritte Bürgermeisterin hatte jedoch auf eine Wahlempfehlung des bisherigen OB Christian Schuchardt (CDU) bauen können. Dieser hatte sein Amt vorzeitig aufgegeben, zum 1. Juli wechselt er als Hauptgeschäftsführer zum Deutschen Städtetag. Dadurch war die Neuwahl notwendig geworden.
DIRK WALTER