Im Herzen der ältesten Brauerei

von Redaktion

Besuch am „Nährberg“: Die Brauerei in Weihenstephan gilt als älteste der Welt.

Die Bierabfüllung: Nicht nur in Bayern ist das Weihenstephaner beliebt, auch ins Ausland wird viel geliefert.

In der Hightech-Brauerei: Auszubildende Veronika Hauzenberger in Weihenstephan. © Oliver Bodmer (3)

Weihenstephan – Ein Gewirr aus chromglänzenden Leitungen, in denen sich blaues, gelbes und grünes Licht spiegelt, metallene Kegel ragen wie Raketenspitzen von der Decke. Man fühlt sich wie im Reaktorraum vom Raumschiff Enterprise – doch ohne Captain Kirk. Stattdessen reicht eine junge Frau ein elegantes Verköstigungsglas mit hellem Bier: „Das ist Weihenstephaner Helles“, erklärt Veronika Hauzenberger (18), Brauer-Auszubildende in der Brauerei Weihenstephan auf dem Freisinger „Nährberg“, wie man vor Ort gerne sagt. Hier befindet sich neben der Brauerei auch der Uni-Campus Weihenstephan, wo sich alles wissenschaftlich rund ums Essen und Trinken dreht – im Unterschied zum „Lehrberg“ mit Dom und Gymnasium und dem „Wehrberg“ im Norden der Stadt, wo sich einst Kasernen befanden.

Wir befinden uns im Kombikeller der Brauerei, die dem Freistaat Bayern gehört und dem Wissenschaftsministerium untersteht. Die vermeintlichen Raketensilos sind die Unterseiten der Gärbehälter aus Edelstahl. Die zwei Dutzend zwölf bis 13 Meter hohen Tanks können als Gär-, Lager- und Drucktank genutzt werden und fassen zwischen 680 und 1040 Hektoliter. Die Gärkeller sind derzeit der Arbeitsplatz der 18-Jährigen aus dem Nachbarort Kirchdorf. „An den Unterseiten der Gärtanks setzt sich die Hefe ab“, erläutert Hauzenberger. Acht bis zehn Tage lang gären hier 16 verschiedene Biersorten, bevor sie abgefüllt werden: Helles, Hefeweißbier, Pils, Kellerbier, der Weizenbock „Vitus“ oder der Doppelbock „Korbinian“.

Hauzenberger ist im zweiten Lehrjahr. Wie sie dazu kam, Brauerin zu werden? „Ich trinke selbst gerne Bier, das war aber nicht das Kriterium für mich. Ich habe zwei Schülerpraktika in der Brauerei gemacht und fand es sehr interessant, wie der Prozess des Bierbrauens abläuft.“ Daheim war ein erster Versuch mit einem Brauset noch schiefgelaufen, bekennt Hauzenberger. Heute schwört ihr Ausbilder Tobias Zollo, erster Braumeister und Technischer Leiter der Brauerei, auf sie: „Wir geben die Vroni nimmer her.“

Es geht über nicht enden wollende Treppen und Gänge und über einen Hof in das Sudhaus. „Wir arbeiten hier ja in einer sehr alten Brauerei, und früher nutzte man das natürliche Gefälle, um das Bier vom Sieden zu den Gärbehältern zu bringen“, erklärt Brauerei-Sprecher Anton Hirschfeld. Nach eigener Berechnung ist die Brauerei Weihenstephan ja schon 985 Jahre alt. Na ja, die Urkunden, die der Abt Georg Tanner bei einem Streit ums Schankrecht mit der Stadt Freising im 17. Jahrhundert geschrieben hat, legt dieses Jahr nahe. Böse Zungen behaupten aber, das Schriftstück habe der Gottesmann damals gefälscht.

Auf jeden Fall sind schon für das Jahr 768 Hopfengärten beim 725 vom heiligen Korbinian gegründeten Kloster Weihenstephan bezeugt. Und wozu braucht man Hopfen, außer zum Bierbrauen? Also wurde wohl sogar schon vor 1257 Jahren Bier auf dem Nährberg gebraut, die staatliche Brauerei darf sich zu Recht als „älteste Brauerei der Welt“ bezeichnen. Die brauende Abtei wurde 1803 aufgelöst, das Brauhaus ging in den Besitz des Kurfürstentums Bayern über, ein Großteil der Gebäude wie die Abteikirche wurden damals abgerissen.

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