München – Das deutsche Bakensystem ist auf drei Säulen gebaut. Es gibt Privatbanken, Genossenschaftsbanken wie die Volksbank und es gibt Sparkassen mit ihren Landesbanken. „Die Besonderheit ist, dass die Sparkasse eine öffentlich-rechtliche Anstalt ist“, sagt Christa Hainz vom ifo Institut in München. Sprich: Die Gemeinde, die Stadt oder der Landkreis ist Eigentümer. Dieses Konstrukt führt manchmal zu Merkwürdigkeiten. „Vor Wahlen erhöhen Sparkassen die Kreditvergabe, das hat gerade eine neue, sehr gut gemachte Studie herausgefunden“, sagt Wirtschaftswissenschaftlerin Hainz. Die Macher der Studie gehen noch einen Schritt weiter. Ihr Ergebnis: Diese Praxis beeinflusst die Rentabilität. Und zwar negativ. „Ungefähr drei Jahre nach einer Wahl“, heißt es in der Studie, gibt einen Anstieg von Kreditausfällen.
Es ist diese Doppelrolle, die Verquickung von Politik und Bankwesen, die den Sparkassen immer wieder Kritik einbringt. Einer der schärfsten Widersacher ist der BWL-Professor Ralf Jasny aus Frankfurt. Er sagt: „Das größte Bankensystem in Deutschland wird überwiegend von Menschen gesteuert und überwacht, deren Finanzkenntnisse fragwürdig sind.“ Denn es ist so: Der Sparkassen-Vorstand wird vom Verwaltungsrat überwacht. Im Verwaltungsrat sitzen gewöhnlich Bürgermeister oder Landräte.
„Eine Sparkasse ist regional verwurzelt“, sagt Christa Hainz vom ifo Institut. Die weltweit erste Sparkasse entstand 1778 in Hamburg unter dem Namen „Ersparungsclasse“. Ziel war, die finanzielle Vorsorge breiter Schichten zu fördern und das vorhandene Kapital vor Ort einzusetzen. „Man würde heute sagen, es wurde eine Mikrofinanz-Organisation gegründet“, sagt Hainz. Ortsansässige Geldhäuser für die Masse also. Die Idee macht Karriere. 1900 besitzt jeder Dritte Deutsche ein Sparkassenbuch. Heute hat die Sparkassen-Gruppe 312 800 Mitarbeiter und ein Geschäftsvolumen von 2840 Milliarden Euro. Aber trotzdem ist kein Anliegen zu klein, um unterstützt zu werden. Die Kreissparkasse Miesbach hat im letzten Geschäftsjahr 700 000 Euro für gemeinnützige Zwecke gespendet. Geld gab’s für einen Wanderpokal der Stockschützen, für den Schülertriathlon oder für eine Aktion gegen Plastikmüll.
Nur einer hat kein Geld bekommen – die Kommune, der die Sparkassen gehört. „Zu verlangen, den Gewinn einfach an den Träger auszuschütten, ist ziemlich unprofessionell“, ließ der Miesbacher Sparkassen-Chef vor einiger Zeit wissen. S. SESSLER