5 FRAGEN AN
Nur wenige kennen das Walchenseekraftwerk so gut wie Hans-Peter Schanderl: Der 71-Jährige, der in Kochel lebt, war bis zur Pensionierung viele Jahre Betriebsleiter des Kraftwerks.
Herr Schanderl, wie sehr hat sich das Kraftwerk in ihrer Zeit als Leiter gewandelt?
Als ich angefangen habe, waren wir 82 Kollegen am Werk, plus die Kollegen aus der Hauptverwaltung in München. Heute sind es vielleicht noch zehn. Ich hatte damals Spitzenleute, die an einem anderen Ton im Maschinenhaus erkannt haben, wo man nachschauen muss. Heute kommen Fremdfirmen, das ist mit Sicherheit nicht billiger. Man darf Uniper, die das Werk jetzt betreiben, nicht verdenken, dass sie versuchen zu wirtschaften. Der Personalabbau hat mich aber am Schluss belastet. Das Arbeiten war früher um einiges leichter, als es jetzt ist.
Was sind die größten Herausforderungen, wenn man ein Werk dieser Größe betreibt?
In erster Linie muss es sicher betrieben werden. Man muss die Natur beachten. Und die Stromversorgung muss sichergestellt werden. Letzteres ist die große Stärke des Kraftwerks.
Der Naturschutz war schon beim Bau ein Streitpunkt.
Es war damals so, wie es auch heute bei großen Projekten ist: Es hat vernünftige und dumme Argumente gegeben. Ein Streitpunkt war der Wasserverbrauch. Zwischen Kochel- und Walchensee kann man mit relativ wenig Wasser viel Energie erzeugen. Wenn man Wasser aus dem Walchensee nimmt, muss man aber wieder welches zuleiten. Man hat dann aus der Isar bei Krün Wasser entnommen – 25 Kubikmeter pro Sekunde. Problematisch, wenn die Isar weniger Wasser geführt hat – darum waren die ersten sechs Kilometer unter dem Wehr sehr oft trocken. Es gab auch Proteste der Flößer oder der Stadt Bad Tölz, die Kläranlagen bauen musste, weil sie die Fäkalien bei niedrigem Wasserstand nicht mehr ungeklärt in die Isar einleiten konnte.
Was war die schwierigste Situation für sie als Betriebsleiter?
Das Hochwasser von 1999, das war katastrophal. Da bin ich drei Tage lang rund um die Uhr mit vielleicht vier Stunden Schlaf im Kraftwerk gewesen.
Wie ist heute Ihre Verbindung zum Werk?
Ich habe noch Kontakt zu vielen Kollegen. Das Walchenseekraftwerk ist nachhaltig und immer noch unheimlich wertvoll. Es ist modern, obwohl es schon hundert Jahre alt ist.
Interview: Kathrin Brack