5 FRAGEN AN
Als der Bioland-Verband im Herbst eine Kooperation mit dem Discounter Lidl ankündigte, war die Aufregung groß. Mittlerweile steht zum Beispiel Milch mit Bioland-Siegel für 1,05 Euro pro Liter in den Regalen. Verbandschef Jan Plagge erklärt, warum er von der Nische zur Masse will.
Herr Plagge, Discounter und „Qualitäts-Bio“, wie passt das zusammen?
Dieser Weg ist einfach nur konsequent. Bio ist zwar in der Breite der Gesellschaft angekommen, aber heimisches Qualitäts-Bio ist immer noch für viele Kunden nicht sichtbar. Wenn die Entwicklung in Deutschland und Europa in Richtung 20 oder 30 Prozent Biolandbau geht, ist für uns wichtig, dass das nicht nur anonym auf Basis des EU-Bio-Standards stattfindet. Wir wollen, dass unsere heimischen Landwirte mit ihrer höheren Bioland-Qualität diese Entwicklung aktiv mitgestalten.
Einige Ihrer Landwirte fürchten, künftig dem Preiskampf der Discounter zum Opfer zu fallen.
Die Kritik ist nachvollziehbar. Mit den Einkaufsmethoden im Lebensmittelhandel sind viele Landwirte so unter Druck gesetzt worden, dass sie eine ganzheitliche ökologische und regionale Qualität gar nicht mehr anbieten können. Deswegen haben wir zwei Jahre lang mit Lidl verhandelt, wie wir unsere Landwirte schützen können.
Nämlich wie?
Wir haben Fairplay-Regeln ausgehandelt, über deren Einhaltung eine Ombudsstelle wachen wird. Da geht es etwa darum, dass unsere Landwirte nicht mit unfairen Handelspraktiken unter Druck gesetzt werden. Außerdem muss bei der Bewerbung der Bioland-Ware immer der Mehrwert der Waren im Vordergrund stehen und nicht der Preis.
Bioland-Milch wurde schon vor der Kooperation ohne Siegel an Discounter verkauft. Ist der Markt so gesättigt, dass Wachstum nur über diese Schiene möglich ist?
Nein, es ist genau umgekehrt. Die Nachfrage der Kunden hat dazu geführt, dass die großen Discounter immer mehr Bio verkaufen. Viele Verbraucher wollen die Bio-Produkte eben dort kaufen, wo sie sowieso hingehen. Nicht jeder geht dafür extra in den Fachmarkt. Darauf haben wir reagiert.
Bio für die Massen – ist das ein realistisches Ziel?
Selbstverständlich, es ist sogar notwendig. Wir machen Bio ja nicht zum Selbstzweck, sondern um die Artenvielfalt und unsere Böden zu retten sowie unsere Tiere und das Klima zu schützen. Bio ist keine Nische, sondern ein Auftrag. Und das macht langfristig nur in der Breite Sinn. Interview: Dominik Göttler