5 FRAGEN AN
Martin Löwe, 52, ist Vater von vier Kindern und Vorsitzender des Bayerischen Elternverbandes.
In Bayern geht die Schule los. Freuen Sie sich?
Ja. Das wird ein besonderer Tag. Uns freut, dass die Situation in Moment so ist, dass auch Präsenzunterricht stattfinden kann.
Erst einmal gilt eine zweiwöchige Maskenpflicht. Ist die aus Ihrer Sicht notwendig?
Da gehen die Meinungen sehr weit auseinander. Wir haben uns gegen die Maskenpflicht ausgesprochen, wie die Kollegen von anderen Elternvereinigungen auch. Sehr zu unserem Erstaunen hat sich die Schülervertretung für eine Maskenpflicht ausgesprochen. Und das sind letztendlich diejenigen, die es ausbaden müssen.
Wie bewerten Sie das Hygienekonzept des Freistaats insgesamt?
Wir halten das Hygienekonzept für angemessen. Insbesondere, weil es sehr flexibel ist und den Schulen Entscheidungsspielräume gibt. Wir denken, das ist der richtige Weg. Vor Ort individuell in einzelnen Schulen reagieren zu können.
Wie blicken Sie auf die kommenden Wochen?
Wir freuen uns. Oberstes Ziel ist es, dass der Präsenzunterricht stattfinden kann. Dazu gibt es kaum sinnvolle Alternativen. Wir haben auch von vielen Kindern die Rückmeldung bekommen, dass sie sich freuen. Die Situation kann sich aber jederzeit verändern und verschlechtern, so dass der Schulunterricht nur noch eingeschränkt stattfinden kann. Da haben wir Bedenken. Wir konnten nicht beobachten, dass die letzten Monate genutzt wurden, um die Schulen und Lehrer fit für den Fernunterricht zu machen.
Blicken wir abschließend kurz zurück. Wie waren die Monate vor den Sommerferien?
Corona hat schonungslos offengelegt, woran es in unserem Schulsystem krankt. An Flexibilität der Lehrerinnen und Lehrer und an Digitalisierung. Wir wünschen uns, dass alle Schulen die interessanten didaktischen Möglichkeiten des digitalen Lernens erkennen und überlegen, wie das in Zukunft optimal laufen kann. In der Phase der Fernbeschulung haben wir eine Befragung durchgeführt, an der rund 4500 Eltern teilgenommen haben. Die Rückmeldung war: Es gibt einzelne Lehrer, die Großartiges geleistet haben. Das scheint uns aber die Ausnahme gewesen zu sein. Von 80 Prozent wurde zurückgemeldet: Wir kriegen wöchentlich ein Paket mit Aufgaben – etwa die Hälfte der Lehrkräfte habe die dann gar nicht mehr eingefordert. Das hat uns schockiert.
Interview: Oskar Paul