GundremmingensAbschied von der Atomkraft

von Redaktion

München – Atomkraft ist in Gundremmingen eine Selbstverständlichkeit. Selbst im Wappen der Gemeinde im Landkreis Günzburg ist ein Atom abgebildet, und wenn Tobias Bühler aus seinem Bürgermeisterbüro blickt, kann er die Kühltürme des Kernkraftwerks sehen. Auf Fotos sieht es manchmal aus, als grenze die Anlage unmittelbar an Wohnhäuser. Aber anderthalb Kilometer liegen dann doch dazwischen.

Die öffentliche Wahrnehmung ist häufig, dass sich Ende des Jahres die Atomkraft aus Gundremmingen verabschiedet. Zu diesem Termin wird der Reaktor im Block C vom Netz genommen, in Bayern wird dann nur noch das Atomkraftwerk Isar 2 bei Landshut ein Jahr laufen. Aber Tobias Bühler sieht das anders. „Ihr wisst schon, was hier noch alles bleibt“, sagt er den Leuten manchmal, wenn sie so reden, als wäre am 1. Januar alles vorbei.

20, 25 Jahre werden die Arbeiten mindestens dauern. Die rund 500 Jobs werden erst nach und nach verschwinden, wer in Rente geht, dessen Platz wird nicht mehr besetzt. Bühler findet, das sei „für unseren Arbeitsmarkt deutlich sympathischer“, als wenn sich ein großes Unternehmen verabschiedet.

Sein Unbehagen, das mit diesem Schritt verbunden ist, hat andere Gründe. Bühler fragt sich, woher künftig der ganze Strom kommen soll, den die Region bisher vor Ort bezieht. Gerade an Tagen wie jetzt, wo die Menschen heizen, aber weder Wind- noch Solarenergie im großen Stil erzeugt werden. Früher trug die Kernenergie in Bayern mit 60 Prozent zur gesamten Stromerzeugung bei. Mittlerweile sind es 30. Das ist nur noch die Hälfte, aber immer noch eine ganze Menge.

Der Bürgermeister hätte sich deshalb eine längere Laufzeit gewünscht, aber als er 2014 das Amt übernahm, war der Ausstieg längst besiegelt, und die Entscheidungen wurden ohnehin weit entfernt getroffen. Obwohl es 1977 einen Störfall gab, der zur Abschaltung des ersten Reaktors führte, sagt Bühler, er habe „immer ein sehr, sehr sicheres Gefühl“ gehabt. „Mir ist lieber, wir haben Anlagen in Deutschland, als dass wir Strom von Kraftwerken aus Tschechien beziehen.“

Im Umweltministerium schaut man mit weniger Wehmut auf das baldige Ende der Atomkraft im Freistaat. Fukushima zeige es doch ganz klar, sagt Ressortchef Thorsten Glauber (Freie Wähler): „Die Energiewende ist notwendig.“ Er macht sich auch keine Sorgen, dass es zu Engpässen kommen könnte. Mit Blick auf die Erneuerbaren Energien, die 52 Prozent zur Bruttostromerzeugung beitragen und von denen Photovoltaik und Wasserkraft (je 16 %) den größten Anteil ausmachen, sagt er: „In Bayern gibt es viele Sonnenstunden – die müssen wir nutzen.“  mb

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