Die Geburt ihres Sohnes feiert die heilige Maria traditionell mit einem Bombardino – die heiße Mischung aus Eierlikör und Weinbrand wärmt an eisigen Wintertagen von innen und gehört für sie an Heiligabend einfach dazu. „Das ist eine unserer wenigen Traditionen“, sagt Eva-Maria Reiser. „Bombardino, Wild und Yorkshire-Pudding. An Weihnachten gibt es nichts Besseres als das.“
Die 37-Jährige spielt das erste Mal die Rolle der Maria, aber es ist längst nicht ihre erste Passion. „Mit fünf Jahren durfte ich das erste Mal im Volk mitlaufen“, erzählt sie. Zehn Jahre später spielte sie im Orchester Geige, und noch mal zehn Jahre darauf war sie die Maria Magdalena. „Es ist schon besonders, jetzt in die Rolle der Maria zu schlüpfen“, sagt sie. „An Heiligabend geht es zwar um eine andere Station ihres Lebens – aber die Weihnachtszeit erinnert mich daran, was für eine schöne Aufgabe ich bei den Passionsspielen übernehmen darf.“
Heiligabend verbringt sie im engsten Kreis. Zwar nicht mit Josef und Neugeborenem, dafür aber mit Bruder, Nichte und Mutter. Reiser erwarten ruhige Feiertage, bevor die Proben im neuen Jahr beginnen. Nicht nur als Maria, auch im realen Leben kommt sie dem Himmel nah: Wenn sie nicht gerade die Mutter Gottes spielt, arbeitet sie als Flugbegleiterin. KATHRIN BRAUN