München – Wenn es ums Schlafen geht, gibt es viele Mythen und Behauptungen. Experten geben darauf Antworten.
Behauptung: Bei Einschlafstörungen besser nicht dauernd auf die Uhr schauen. Stimmt. Wer bei Einschlafstörungen permanent auf die Uhr schaut und nachrechnet, wie viele Stunden er noch bis zum Aufwachen schlafen kann, verschafft sich einen Stressfaktor. Deshalb rät die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) davon ab. „Der Druck, schlafen zu müssen, erzeugt Anspannung, welche die Schlafstörung verstärken kann.“ Die DGSM rät dazu, nicht im Bett wach zu liegen, sondern bei Einschlafproblemen noch mal aufzustehen und sich abzulenken.
Behauptung: Nackt zu schlafen ist unhygienisch. Nicht unbedingt. Nacktschläfer müssen aber fleißiger sein. „Der Mensch verliert beim Schlaf ein bis zwei Liter Wasser. Wenn man nicht auf die Hygiene achtet, kann sich allerlei Getier wie beispielsweise Milben im Bett bilden“, sagt Hans-Günter Weeß, Leiter des Schlaflabors am Pfalzklinikum in Klingenmünster. Er empfiehlt Nacktschläfern deshalb, mindestens einmal in der Woche die Bettwäsche zu wechseln. Grundsätzlich gilt: Egal, was man trägt, sollte man weder frieren noch schwitzen, weil beides den Schlaf negativ beeinträchtigt.
Behauptung: Nach einer Impfung muss man viel schlafen.
Stimmt. Wenn nach einer Impfung Schlafmangel besteht, fällt die Immunisierung schwächer aus. US-Forscher haben das zum Beispiel bei Hepatitis-B-Impfungen festgestellt. Anna Heidbreder von der DGSM bestätigt: „Vor und nach einer Impfung sollte man aktiv auf einen ausreichenden Schlaf achten.“
Behauptung: Wer zu viel schläft, kann eine Lähmung bekommen. Das ist falsch. Bei dem Phänomen handelt es sich um eine sogenannte Schlafparalyse. Diese fühle sich wie eine Lähmung an und könne bis zu mehreren Minuten andauern, erklärt Schlaflabor-Chef Weeß. Für Betroffene sei der Zustand beängstigend, da sie nicht einschätzen könnten, wie lange das anhält. Normalerweise reiche aber ein Antippen, um die betroffene Person davon zu befreien. „Die Schlaflähmung ist in Teilen eine Fortsetzung des REM-Schlafes im Wachen.“ Der Mensch sei während des REM-Schlafes, in dem die meisten Träume geschehen, wie gelähmt, damit er sich oder andere nicht verletze.
Behauptung: Schlafmangel ist ungesund, zu viel Schlaf nicht.
Das ist falsch. Die „European Sleep Research Society“ bewertet eine Schlafdauer von über neun Stunden bei Erwachsenen als zu lang. Eine Studie des Herz-Chirurgie-Zentrums in Athen belegt, dass zu viel Schlaf das Risiko für Herzerkrankungen oder Schlaganfälle erhöhen kann. Krankheiten wie Depression oder Schlafapnoe können aber auch dazu führen, dass man nicht aus dem Bett kommt.
Behauptung: Jedem reichen sechs bis acht Stunden Schlaf.
Das stimmt so nicht ganz. Jeder Mensch hat sein Schlafbedürfnis. Etwa 80 Prozent der Menschen brauchen sechs bis acht Stunden Nachtschlaf. „Viele wissen gar nicht, wie viel Schlaf sie brauchen. Sie stehen mit dem Wecker auf“, sagt Weeß. Seine Empfehlung: Im Urlaub keinen Wecker stellen und so herausfinden, wie viele Stunden Schlaf man wirklich braucht. Als Faustregel gilt laut Techniker Krankenkasse: Wer beim konzentrierten Arbeiten tagsüber nicht schläfrig wird, hat genug geschlafen. dpa