Rott am Inn – Eigentlich kreiert Markus Hohmann Häuser – und nicht Düfte. Der gelernte Architekt hatte immer einen Hang zur Kreativität, erzählt er. Spontane Ideen setzt er lieber gleich um, anstatt lange zu hadern. Also immer der Nase nach. „So war es auch damals, vor etwa 14 Jahren, beim Kitesurfen in Italien“, erzählt der 45-Jährige aus Rott am Inn im Landkreis Rosenheim. „Ein Freund und ich hatten uns gefragt, ob man den Duft des Surfens einfangen könnte: das Meer, das Salz, der Sand, die Freiheit.“
Gemeinsam mit einem südfranzösischen Produzenten ließen sie einen Duft entwickeln. „Es roch einfach nur nach nassem Sand“, erzählt Hohmann und lacht. Das erste Mal setzte sich Hohmann intensiv mit Gerüchen auseinander: Gewürze, Extrakte, Aromen. Hier ein bisschen Zimt, da eine Prise Pfeffer. Minze, Orange, Grapefruit, Kardamom. „Wir wühlten uns durch unterschiedliche natürliche Duftstoffe – und irgendwann war der Duft vollkommen“, erinnert sich Hohmann. „Maël“ taufte er den Herrenduft.
Es sollte eigentlich nur ein besonderes Surfer-Souvenir für Freunde, Familie und Bekannte sein. „Aber der Duft kam so gut an, dass der Vorrat schnell aufgebraucht war. Also ließen wir immer mehr produzieren.“
Hohmann ist kein gelernter Parfumeur, hat seinen Geruchssinn nie als Art Talent betrachtet. Doch offenbar hatte er hier den richtigen Riecher. „Maël“ machte schnell die Runde, irgendwann wurden Magazine auf den Duft aus Oberbayern aufmerksam. Mittlerweile verkauft er das Eau de Parfum von Italien bis in die USA.
Die Branche hat er dennoch nicht gewechselt – noch immer arbeitet Hohmann als Architekt und Projektplaner. Seit einiger Zeit tüftelt er aber nebenbei auch an einem Frauenduft. „Frauen sind da schwieriger, haben wechselnde Ansprüche. In der Regel wechseln sie zwischen sechs bis acht Düften, je nach Anlass. Männer haben diesen einen Duft, dem sie treu bleiben.“ Und wer jahrelang immer wieder nach derselben Falsche greift, brauche bestenfalls einen leichten, sportlichen Duft. „Irgendwann gewöhnt sich die Nase so sehr an den Geruch, dass sie ihn nicht mehr richtig wahrnimmt“, erklärt Hohmann. „Jeder kennt diese Momente, in denen eine ältere Dame an einem vorbeiläuft und man intensiv den schweren Geruch von Chanel N˚5 wahrnimmt – das riecht sie selbst nach ein paar Jahren gar nicht mehr.“
Bei „Maël“ war das aber offenbar anders, meint Hohmann. „Mich erinnert der Duft nach all den Jahren noch immer an unseren Surfurlaub, an die Wellen, den Wind, das Abenteuer.“ Wegen einer Verletzung hat er diesen Sport vor einigen Jahren aufgegeben. Wenn er aber an dem schwarz-grünen Fläschchen schnuppert, ist es, als stünde er wieder auf dem Brett. KATHRIN BRAUN